tagesschau 20:00 Uhr, 03.05.2024

tagesschau 20:00 Uhr, 03.05.2024

* Gong * Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der tagesschau. Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (03.05.2024) Heute im Studio: Julia-Niharika Sen. Guten Abend, ich begrüße Sie zur tagesschau. Die Bundesregierung macht Russland verantwortlich für breit angelegte Cyberangriffe 2023. Die Attacken verübt habe eine Gruppe, die der russische Staat steuere. In Deutschland war damals auch die SPD betroffen. Die Hacker nutzten eine Sicherheitslücke in einem E-Mail-Programm. Die Regierung zeigte sich empört. Scharfe Kritik kam auch von der EU, der NATO und den USA. 2023 verschafften sich Hacker Zugriff auf E-Mailkonten der SPD-Parteizentrale. Doch der Cyberangriff ging über die Partei hinaus, wie die Sicherheitsbehörden nun aufdeckten. Solche Cyberangriffe sind eine Bedrohung für unsere Demokratie, nationale Sicherheit und für freiheitliche Gesellschaften. Wir lassen uns nicht vom russischen Regime einschüchtern. Verantwortlich sein soll APT28. Eine Gruppe, die dem russischen Militärgeheimdienst zugeordnet wird. Ihr Ziel: Auch Unternehmen aus Logistik, Rüstung, Luft- und Raumfahrt sowie IT-Dienstleister. Die Sicherheitsbehörden zählen die Gruppe zu den aktivsten und gefährlichsten weltweit. Ziel solcher Hackerangriffe ist Spionage, Einflussnahme, Desinformation, Propaganda. Es geht um das ganze Spektrum, was wir dort erwarten können. Gegen die Attacken aus Russland müssten technische Schutzmaßnahmen konsequent umgesetzt werden. Betroffen sind auch andere europäische Länder. Der EU-Außenbeauftragte verurteilte die Angriffe. Der russische Botschafter war heute nicht in Berlin. Sein Stellvertreter wurde ins Auswärtige Amt einbestellt. Weitere Konsequenzen behält sich die Regierung vor. Vermehrte Cyberangriffe sind eine Folge des russischen Angriffskriegs. Die Bedrohungslage verschärft sich vor den bevorstehenden Wahlen in Europa noch. Das macht deutlich: Staatliche Stellen, Unternehmen und Zivilgesellschaft müssen mehr in IT-Sicherheit investieren. Im Bund droht Streit ums Geld. Grund ist der Haushalt 2025. Darin fehlt voraussichtlich eine zweistellige Milliardensumme. Finanzminister Lindner macht deshalb Sparvorgaben. Einige Ministerien wollen die offenbar nicht hinnehmen. Laut einem Spiegel-Bericht fordert das Auswärtige Amt mehr Geld. Lindner plant eine Kürzung um fast ein Viertel. Das Entwicklungsministerium will fast 2 Mrd. Euro mehr als vorgesehen. Im Gaza-Krieg gibt es erneut schwere Vorwürfe gegen die israelische Armee. Sie betreffen den Umgang mit palästinensischen Gefangenen. Betroffene haben berichtet, sie seien schwer misshandelt worden. Soldaten sollen mit Eisenstangen auf sie eingeschlagen und sie in Käfige gesperrt haben. Die Armee sagt, sie halte sich an internationales Recht. Vor zwei Monaten wurde Sufyan von der israelischen Armee in Gaza festgenommen. Jetzt ist er zurück. Die Freude darüber wich schnell Entsetzen. Es war das schlimmste Gefühl, als sie mich über die Amputation informierten. Der schwierigste Moment in meinem Leben. Sufyan sagt, er habe nichts mit der Hamas zu tun. Er hat lange überlegt, ob er mit uns sprechen soll. Die meisten Entlassenen sprechen nicht. Sie trauen sich nicht oder sind traumatisiert. Immer, wenn ich einschlafe, wache ich wieder auf. Ich habe Albträume, dass sie mir das zweite Bein abschneiden. Albträume von diesem Ort: Sde Teiman, ein Gefangenenlager mit angrenzendem Feldlazarett. Eingerichtet nach dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober. Gefangene aus Gaza werden dort hingebracht, bis sie freigelassen oder verlegt werden. Laut Augenzeugen gibt es hier Verstöße gegen das israelische und internationale Recht. Bis zu 16 Stunden hätten Sufyan und die anderen am Tag knien müssen, Augen verbunden, Hände gefesselt. Sie seien mit Eisenstangen geschlagen worden. Manche berichten, dass Soldaten auf sie uriniert und sie in Käfige gesperrt haben. Ein Israeli, der vor Ort war, berichtet uns anonym über das Feldlazarett. Mein Eindruck ist, da wurden viele medizinethische Regeln gebrochen. Wir sollen laut WHO-Ethikkodex keine Patienten behandeln, deren Augen verbunden sind. Das sind grundlegende Dinge. Außerdem seien Wunden, teils durch Misshandlungen verursacht, nicht versorgt worden. Das hätte zu vielen Amputationen geführt. Die israelische Armee antwortet auf unsere Recherche: Sie handle in Übereinstimmung mit internationalem Recht und erhielt im Fall Sufyan keine Vorwürfe wegen Fehlverhaltens. Wegen des Krieges in Gaza setzt die Türkei ihren Handel mit Israel aus. Importe und Exporte würden erst wieder aufgenommen, wenn Israel genug Hilfslieferungen für die Menschen in Gaza zulasse. Es müsse eine dauerhafte Waffenruhe geben, sagte Handelsminister Bolat. Die Türkei ist der erste wichtige Handelspartner Israels, der diesen Schritt geht. Bei den Kommunalwahlen in Großbritannien zeichnet sich eine Niederlage für die Konservativen ab. Die Tories von Premierminister Sunak verlieren wohl viele Sitze in Stadt- und Gemeinderäten. Die Labour-Partei legt hingegen zu. Auch ein Sitz im Unterhaus, der neu vergeben wird, geht an Labour. Die Kommunalwahlen gelten als letzter großer Stimmungstest vor der Parlamentswahl. Für Journalisten hat sich die Lage weltweit deutlich verschlechtert. Das erklärte die Organisation Reporter ohne Grenzen in ihrem Bericht zur Pressefreiheit. In 36 der untersuchten 180 Staaten sei die Lage besorgniserregend, vor allem in Afghanistan, Syrien und Eritrea. Gute Bedingungen gebe es in Norwegen, Dänemark und Schweden. Deutschland rückte nach oben auf Platz 10. Probleme gebe es hier vor allem in sozialen Medien. Der TikTok-Algorithmus bestimmt, was in der Timeline auftaucht: Katzen, Essen, Nachrichten – Falschinfos, Hass und Hetze. Was gefällt oder kurz angeschaut wird, bestimmt, was in Zukunft angeboten wird. Auch Desinformationskampagnen und Hass kommen so in die Köpfe. Folgen: Glaubwürdigkeits-, Vertrauensverlust in den Journalismus. Nicht nur wir beobachten ‘ne steigende Zahl von Diffamierung, Hass und Hetze in den sozialen Medien. Die findet leider auch den Weg in die echte Sphäre. 41 Angriffe auf Journalisten zählte Reporter ohne Grenzen 2023 in Deutschland. Die Dunkelziffer dürfte höher liegen. Im Wahljahr 2024 dürften Angriffe auf die Pressefreiheit zunehmen, auch weil seriöse Informationen oft schwer zu erkennen sind. Um das einordnen zu können, müsste ich die Plattform verlassen. Ich müsste einen Tab öffnen und nach weiterführenden Infos suchen. Niemand macht das. Am Oberstufenzentrum Barnim 1 lernen Schüler Mediendesign und auch, genau hinzuschauen, damit sie Fake News erkennen. Ihr Vertrauen in TikTok: begrenzt. TikTok ist schwierig. Da gehen Sachen durch die Decke, nur weil sie gut klingen. In Nachhinein sind sie dann doch nicht richtig. Desinformationen Informationen entgegensetzen – ein Kampf, der sich lohnt. Für uns überwiegt der Vorteil, dass wir dort die jungen Menschen erreichen. Wir überlassen die Plattform nicht Manipulationen und Meinungsmachern. TikTok will mit eigenen Angeboten gegensteuern und Fakten überprüfen. Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal vor drei Jahren sind die Bewohner bei Unwettern besonders alarmiert. Gestern kamen in der Region wieder große Wassermassen runter. Dieses Mal lief es glimpflicher ab. Andernorts waren die Folgen größer. In Bayern starb ein Mann in seinem vollgelaufenen Keller durch einen Stromschlag. Dramatische Szenen auch in Baden-Württemberg. Braune Brühe bahnt sich ihren Weg durch Bisingen: Der Ort in Baden-Württemberg ist hart vom Unwetter getroffen. Erschreckend – man hat die Bilder vom Ahrtal vor sich. Man hat gesehen, wie die Straße zum Fluss wurde. Im Ahrtal: aufräumen – mal wieder. In Bad Neuenahr-Ahrweiler konnte die Kanalisation die Regenmengen nicht aufnehmen. Die Wassermassen drückten nach oben. Wir hatten daher keine Chance, in Minutenschnelle stieg das Wasser hier. Starkregen – Feuerwehr im Großeinsatz. Bei Anwohnern ruft das Erinnerungen an das verheerende Flutunglück wach. Heute stehen wir hier und haben 1,5 Stunden gewartet, bis einer kommt und hilft. Die Kinder weinen alle, weil sie Panik haben wie vor drei Jahren. Diesmal ist das Ahrtal glimpflich davongekommen. Aber es gibt Sorgen, sollten schwerere Unwetter aufziehen. Es hat nur zwei Stunden geregnet. Wenn’s einen Tag regnet, können wir umziehen. Dann können wir hier nicht wohnen. Die Straße war komplett voll. Die Höhe der Unwetterschäden in Deutschland ist noch unklar. Die Aufräumarbeiten dauern an. Diese riesige Rauchwolke war im Westen von Berlin am Himmel zu sehen. Grund: ein Großbrand bei einer Metallfirma. Sie gehört zu einem Rüstungskonzern, stellt an diesem Standort aber u.a. Autoteile her. Die Brandursache ist noch unklar. Anwohner wurden zeitweilig vor giftigen Dämpfen gewarnt. Ein privates Handyvideo, kurz nach dem Ausbruch des Brandes gefilmt. Die Produktionshalle einer Metallverarbeitungsfirma steht in Flammen. Hier werden auch Gefahrenstoffe gelagert. Die Befürchtung: Der Rauch könnte giftig sein. Die Feuerwehr rät, die Fenster geschlossen zu halten. Menschen bekommen eine Gefahrenmeldung aufs Handy. Deswegen haben wir vorsorglich diese Warnung rausgegeben. Nach derzeitigen Messungen können wir aber sagen, dass es keine erhöhten Werte gibt. Es besteht keine akute Gefahr, bis auf die Wahrnehmung des Rauchs. Die Löscharbeiten dauern noch an. Ein Feuerwehrmann wurde leicht verletzt. Die Behörden gehen nicht davon aus, dass Schadstoffe austreten. Erstmals seit Jahrzehnten startet eine kommerzielle Trägerrakete eines deutschen Unternehmens. Der 12 Meter lange Prototyp hob von einem Testgelände in Australien ab und soll unter anderem Satelliten ins All bringen. Das vom Start-up HyImpulse entwickelte Modell wird durch Paraffin angetrieben – dem Grundstoff für Kerzenwachs. Es ist deutlich günstiger als Raketen mit herkömmlichem Antrieb. 7.10 Uhr deutscher Zeit: Der erste Start einer kommerziellen Trägerrakete aus Deutschland. Das Besondere am Triebwerk: Es ist ein hybrider Antrieb mit einem festen und einem flüssigen Treibstoffbestandteil. Es ist ein Paraffinblock verbaut – Kerzenwachs im Grunde. Da sind lange Bohrungen drin. Durch diese kann man flüssigen Sauerstoff durchleiten und kann das zünden. Dann verbrennt das Paraffin zu einem sehr heißen Gas. Das liefert sehr viel Schub. Das Triebwerk verbindet so Vorteile herkömmlicher Antriebstechnologien, die nur flüssigen oder nur festen Treibstoff verwenden. Es ist einfach aufgebaut – wie Feststoffantriebe. Es liefert aber in etwa so viel Schub wie Flüssigtreibstofftriebwerke. Doch kann es bei hybriden Antrieben passieren, dass der Treibstoff unregelmäßig abbrennt. Die Rakete kann vibrieren. Das kann sie beschädigen. Laut Unternehmen wird es dauern, bis die Daten ausgewertet sind. Dann kann gesagt werden, ob die geplante Höhe von 60 km erreicht wurde. Für das Team von HyImpulse ist der Flug aber schon ein Erfolg. Es ist toll zu wissen: Wir tragen dazu bei, dass Deutschland in der Raumfahrt und Europa insgesamt wieder näher an den eigenen Zugang zum All für Satelliten rankommt. Um Satelliten in eine Erdumlaufbahn zu bringen, ist die Rakete noch zu schwach. Sie eignet sich für Experimente in der Schwerelosigkeit. Ende 2025 soll ein stärkeres Modell getestet werden. In Berlin wird zur Stunde der Deutsche Filmpreis vergeben. Rund 1600 Gäste sind bei der Verleihung der Goldenen Lola dabei. Als Favorit für den besten Film gilt das Familiendrama Sterben von Regisseur Matthias Glasner. Insgesamt sind die Preise mit rund 3 Millionen Euro dotiert. Nun die Wettervorhersage für morgen, Samstag, den 4. Mai. Innerhalb einer Tiefdruckzone erleben wir wechselhaftes Wetter. Nachts anfangs im Nordosten örtlich Gewitter, im Osten teils Regen, sonst ist es meist trocken. Am häufigsten Sonne Richtung Alpen. Anfangs im Osten etwas Regen, später auch sonst stellenweise Schauer und Gewitter. Am häufigsten regnet es im Westen. Am Sonntag Sonne, dichte Wolken, einzelne Schauer und Gewitter. Am Montag im Süden zeitweise Regen oder Schauer, im Südosten Gewitter. Am Dienstag vielerorts unbeständiges Wetter, Richtung Küsten öfter Sonne. Um 21.45 Uhr fragt Jessy Wellmer die Chefin des Bundesamtes für IT-Sicherheit: Wie sehr gefährden russische Cyber-Attacken Deutschland? Und wir schildern, wie der Krieg im Nahen Osten den ESC zu überschatten droht. Ihnen noch einen schönen Abend. Copyright Untertitel: NDR 2024

Die 20-Uhr-Ausgabe im Livestream und früher auf Abruf: https://ardmediathek.de/tagesschau und https://tagesschau.de

Themen der Sendung:

00:00 Guten Abend

00:21 Bundesregierung macht Russland für großen Cyberangriff 2023 verantwortlich
03:02 Ministerien kritisieren Sparvorgaben für Bundeshaushalt 2025
03:22 Schwere Vorwürfe gegen israelische Armee im Umgang mit palästinensischen Gefangenen
05:37 Türkei setzt Handel mit Israel wegen des Gazakrieges aus
06:00 Niederlage für britische Konservative bei Kommunalwahlen in Großbritannien
06:27 “Reporter ohne Grenzen” sieht weltweit deutliche Verschlechterung der Pressefreiheit
08:44 Heftige Unwetter im südlichen Teil Deutschlands
10:44 Giftige Rauchwolke im Westen Berlins nach Brand in einer Metallfirma
11:55 Deutsches Unternehmen testet neue Trägerrakete mit hybridem Paraffin-Antrieb
13:52 Verleihung des Deutschen Filmpreises beginnt in Berlin
14:19 Das Wetter

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