UKRAINE-KRIEG: “…, dass ihm der Sieg quasi geschenkt wird” Experte verrät Putins eiskaltes Kalkül



UKRAINE-KRIEG: “…, dass ihm der Sieg quasi geschenkt wird” Experte verrät Putins eiskaltes Kalkül

Und das Thema. Das möchten wir vertiefen. Aus Zürich zugeschaltet ist der Militärökonom Markus Keupp. Schönen guten Abend, Herr Keupp. Hallo! Hallo nach Berlin. Also Selenskyj bittet hier in Berlin wieder mal um Waffen und natürlich auch um Geld, um diesen Krieg gegen Russland gewinnen zu können. Sie haben jetzt vor ein paar Wochen sinngemäß gesagt, Putin habe diesen Krieg bereits strategisch verloren. Wie sind Sie darauf gekommen und sehen Sie das heute auch noch so? Na ja, dahinter steckt ein einfaches Kalkül Putin führt im Moment diesen Krieg aus den sowjetischen Reserven. Das heißt also der Abnutzungskrieg, den die Russen im Moment erleiden an der Front, ist sehr viel größer als das, was sie selber produzieren, also neu produzieren können. Die Differenz kommt derzeit aus den sowjetischen Lagern. Und das heißt natürlich, dass diese Lager sich zunehmend leeren. Das heißt also, Putin spekuliert, wenn Sie so wollen, auf Zeit. Und wir sehen hier einige westliche Akteure, also einfach. Das Kalkül ist, dass dem Westen sozusagen die Luft ausgeht, die Unterstützungswilligkeit und dass ihm der Sieg damit quasi geschenkt wird, den er militärisch, wenn es so weitergeht, nicht erreichen kann. Da steckt aber natürlich eine wichtige Annahme dahinter, nämlich eben, dass die Waffen und zivile Hilfe des Westens weitergeht. Die Ukraine braucht Geld und eben nicht nur jetzt, auch für den Wiederaufbau später. Doch wie riskant ist denn eine solche Investition für die Geldgeber in der Ukraine wird ja immerhin noch weitergekämpft. Ja, also zunächst mal muss man sagen, die Konferenz in Berlin ist ja keine Geberkonferenz. Also sprich da, da wird jetzt nicht irgendwie ein großer Topf mit Bargeld drüber geschoben, sondern es geht da eigentlich darum, den privaten Sektor zu vernetzen mit der Ukraine. Das heißt also, man sagt, der Wiederaufbau, der wird jetzt nicht dadurch gemacht, dass man irgendwie Hunderte von Milliarden der staatlichen Förderprogramm rüber pumpt, sondern vor allem soll das durch private Investitionen, durch Vernetzung von Firmen, durch Ausbildung von Fachkräften, durch Unternehmensförderung so weiter geschehen. Also der, dass das Joint Venture, also diese Panzer Reparatur Fabrik, die sie gerade gezeigt haben, das ist ein Projekt davon. Aber wir müssen uns auch im Klaren sein, durch den russischen Angriffskrieg auf Kriegsverbrechen, also die Angriffe auf die zivilen Infrastrukturen, die Energieinfrastruktur haben die Ukraine einen Schaden von etwa 50 Milliarden €. Und stellt sich natürlich die Frage Wer soll das alles reparieren? Das geht natürlich nicht ohne Investitionen und ohne technologische Kooperation. Aber noch mal Wie kann man tatsächlich ausländische Firmen dazu bewegen, tatsächlich diese Investitionen zu machen, obwohl sie ja damit doch ein ziemlich großes Risiko eingehen? Lohnt sich das denn ökonomisch langfristig, wenn man mal davon ausgeht? Na ja, es ist ja nicht so, dass man die Firmen jetzt quasi neu in die Ukraine holen müsste. Also wir müssen uns ja im Klaren sein, dass viele Firmen unverändert in der Ukraine sind und dort auch produzieren. Also es befinden sich allein über 100 westliche Firmen dort, die in der Maschinenbau und Autoindustrie tätig sind. Also sprich die die Zulieferbetriebe oder die lokale Komponenten Fertigung in der Ukraine haben. Also Sie dürfen sich das jetzt nicht vorstellen, dass die Ukraine quasi komplett leer ist von von westlichen Investitionen. Also so, so einfach ist es dann auch nicht, sondern es geht vielmehr darum, dass man sagt, es ist relativ unwahrscheinlich, dass Russland sich mit seinen Kriegszielen durchsetzen kann, das heißt also der Unterwerfung der Ukraine, ihrer ihrer Vernichtung als Staat und Nation, sondern dass die Ukraine erhalten bleibt. Und das ist eigentlich der Punkt, den man an die Wirtschaft signalisieren sollte. Und was die Luftverteidigung angeht Die ist in der westlichen Ukraine relativ gut und auch in den großen Städten. Aber das Problem ist, wie Selenskyj richtig sagt die Ukraine hat da zu wenig Luftverteidigung und gleichzeitig die Städte zu schützen und die Front, und das ist an der Front das größte Problem, eben die fehlende Luftüberlegenheit dort. Und ich denke, wenn man der Wirtschaft glaubwürdig signalisieren kann, die Luftverteidigung wird massiv verstärkt, dann sinkt damit natürlich auch das Beschuss und damit das Investitions Risiko. Was glauben Sie denn, wie lange die Ukraine dann auch durchhalten muss, bis der Biss der Russen, bis der russischen Seite vielmehr die Luft ausgeht? Das hängt davon ab, wie schnell die russischen Lager sich leeren. Und das ist ein bisschen spekulativ, weil man nicht genau weiß, wie viel Material, das in den Lagern steht, ist wirklich noch einsatzfähig. Also sehen wir aus den Satellitenfotos, dass da Systeme stehen. Aber sie wissen nicht, in welchem technischen Erhaltungszustand sind die? Und das zweite ist natürlich Wie lange hält Putin seine Annahme aufrecht, dass er den Westen irgendwie spalten kann? Oder die Unterstützungsbereitschaft vermindern kann? Ich denke, das wird er sicher noch einige Monate lang tun. Also ich denke schon, dass der Krieg sich noch bis 2025 hinziehen wird. Aber irgendwann kommt dieser Moment der Wahrheit, wo er sich dann sagen muss okay, also entweder lehre ich meine Lager jetzt komplett, aber was hat er dann noch? Also sprich, was hält dann Russland innerlich eigentlich noch zusammen? Oder er sieht halt irgendwann ein, dass seine Kriegsziele in dieser Form nicht mehr realisierbar sind. Aber ich denke, das ist doch heute ein bisschen zu spekulativ, das zu sagen, das wird sich, glaube ich, erst in den nächsten Monaten klären. Allerdings muss man ja auch sagen auch Russland macht ja gerade mit seiner Kriegswirtschaft momentan sehr, sehr viel Geld, macht sehr viel Geld. Also ich würde sagen, das ist eher umgekehrt. Was wir in Russland beobachten, ist eine Art Kriegs-Keynesianismus. Das heißt also, Russland greift massiv zu Staatsausgaben, denkt übrigens auch schon laut über Zwangsarbeit nach, um eben die Kriegswirtschaft anzuwerfen. Das ist aber natürlich nicht kostenlos, sondern das wird im Prinzip finanziert durch verdeckte Inflation. Also wenn Sie so wollen, das funktioniert kurzfristig, führt aber langfristig natürlich dazu, dass Ressourcen von dem zivilen Sektor der Volkswirtschaft in den militärischen umverteilt werden. Also sprich, das können Sie schon machen, Aber das führt natürlich zu massiven Einbußen für die gesamte Volkswirtschaft. Genauso ist das Kalkül. Dann kaufen Sie halt Munition aus dem Ausland. Na gut, da stellt sich aber die Frage woher wollen Sie das noch bezahlen? Also noch hat er ungefähr 50 Milliarden im nationalen Wohlfahrts Fonds, aber der stand zu Beginn des Krieges bei ungefähr 200 Milliarden. Also sprich der leert sich ebenfalls mit mit großer Geschwindigkeit. Und irgendwann ist ja irgendwann muss er halt dann einsteigen in die monetäre Staatsfinanzierung. Ich weiß, das ist eine Story, die im Moment viele glauben, das Wall Street Journal hat Putin ja sogar schon als Gewinner des Jahres bezeichnet. Und da muss ich einfach sagen wenn das keynesianische Strohfeuer dann verbrannt ist, ich glaube, dann wird man merken, wie es wirklich aussieht mit der Substanz in Russland. Sehr spannend, das Ganze mal aus der Sicht eines Ökonomen zu hören. Ihre Bewertungen. Danke schön dafür. Markus Keupp Ja, schön an!"

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Ukraine-Aufbaukonferenz in Berlin geht weiter

Bei der internationalen Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine ist auch Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko dabei. Er nimmt in Berlin mit Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) an einer Diskussion mit anderen Bürgermeistern teil. Zwischen deutschen und ukrainischen Kommunen gibt es laut Entwicklungsministerium bereits mehr als 200 Partnerschaften. Schulze will dazu aufrufen, dass weitere Kommunen bis zur nächsten Wiederaufbaukonferenz in einem Jahr ebenfalls Partner bekommen, und eine Plattform dazu starten.

Deutschland, die Ukraine sowie zwölf weitere Staaten und 17 Entwicklungsorganisationen wollen am zweiten und letzten Tag der Konferenz zudem eine Allianz zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Ukraine ins Leben rufen. Kleinen und mittleren Unternehmen als Rückgrat der ukrainischen Wirtschaft soll in Kriegszeiten unter die Arme gegriffen werden, um sie fit für den Wiederaufbau zu machen. 

Selenskyj im Bundestag: Putin muss den Krieg verlieren

Am Dienstag hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei einer Rede im Bundestag Deutschland für die bisherige Unterstützung im Abwehrkampf gegen die russischen Angreifer gedankt und eindringlich um weiteren Beistand gebeten. «Es ist unser gemeinsames Interesse, dass (Russlands Präsident Wladimir) Putin diesen Krieg persönlich verliert», sagte er. Der Kremlchef stehe «alleine gegen uns alle».

Selenskyj betonte aber auch, dass er nicht nur auf das Militär setzen wolle, um Frieden herbeizuführen. Mit Blick auf die Friedenskonferenz in der Schweiz am nächsten Wochenende sagte er: «Wir wollen der Diplomatie eine Chance geben und haben etwa 100 Staaten versammelt. Die Ukraine hat niemals nur auf die Stärke der Waffen gesetzt.» 

Russland ist zu der Konferenz allerdings nicht eingeladen, China – das Putins Machtapparat indirekt Rückendeckung gibt – hat abgesagt. Kanzler Olaf Scholz zeigte sich nach einem Treffen mit Selenskyj trotzdem optimistisch, dass es bei dem Treffen Fortschritte geben kann. «Vielleicht kann ein Weg aufgezeigt werden, wie ein Einstieg in einen Prozess gelingen könnte, bei dem eines Tages auch Russland mit am Tisch sitzt.»

Pistorius sagt Ukraine weitere Waffen zu

Gemeinsam mit Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) besuchte Selenskyj zudem ukrainische Soldaten, die am Flugabwehrsystem Patriot ausgebildet werden. Pistorius sagte der Ukraine auch weitere Waffenlieferungen zu – etwa die Lieferung von Handwaffen, einschließlich Scharfschützengewehren. «Das werden wir zügig ermöglichen», sagte Pistorius bei dem gemeinsamen Besuch mit Selenskyj auf einem Truppenübungsplatz in Mecklenburg-Vorpommern. Es gehe auch um Unterstützung bei Panzerabwehrwaffen, Komponenten für Artilleriemunition sowie im Bereich von Drohnen und Drohnenabwehr. 

Ukraine kann auf riesiges Hilfspaket vom G7-Gipfel hoffen

Darüber hinaus kann die Ukraine für ihren Abwehrkampf gegen die russische Invasion auf ein neues Unterstützungspaket der Gruppe führender demokratischer Industrienationen (G7) hoffen. Wie ein ranghoher EU-Beamter sagte, soll bei dem am Donnerstag beginnenden G7-Gipfel in Italien vereinbart werden, mit Zinsen aus eingefrorenem russischen Staatsvermögen einen Kredit in Höhe von umgerechnet etwa 47 Milliarden Euro für die Ukraine zu finanzieren.

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