Mitarbeiter von Hansa Rostock klaute 100.000 Euro aus Safe: Bei dem Geld soll es sich um die Spende eines Hansa-Mitglieds gehandelt haben – Der Mitarbeiter hat es bereits restlos ausgegeben



Mitarbeiter von Hansa Rostock klaute 100.000 Euro aus Safe: Bei dem Geld soll es sich um die Spende eines Hansa-Mitglieds gehandelt haben – Der Mitarbeiter hat es bereits restlos ausgegeben

by Ubergold

6 comments
  1. Eine solche Summe Bargeld als Einzelspende, von der dann weder Vorstand noch Clubführung gewusst haben wollen, klingt aber auch minimal fishy

  2. **Tiefergehender Bericht aus der Ostsee-Zeitung (Bezahlschranke):**

    Frühjahr 2023, die Bombe platzt mitten in die Feierstimmung beim Koggenklub hinein. Nach einem torlosen Unentschieden in Nürnberg steht fest, Hansa hat den Klassenerhalt in der 2. Liga im Endspurt doch noch geschafft. Kurz nach dieser finalen Erlösung in der Zitter-Saison 2022/23 und wenige Tage vor dem abschließenden Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig sorgt ein Anruf in der Chefetage für Aufregung – und wirft die Frage auf: Wie konnte das passieren?

    Am Telefon meldet sich ein Anwalt aus Rostock, seine Botschaft: In einem Tresor in der Geschäftsstelle des Fußball-Zweitligisten fehlt Bargeld, eine große Summe. Zunächst ist von etwa 85.000 Euro die Rede. Geld, von dessen Existenz die Vereinsspitze bis zu diesem Tag nichts weiß.

    Sein Mandant habe es aus einem der Tresore in der Hansa-Geschäftsstelle entwendet, teilt der Anwalt in dem Telefonat mit. Der Täter ist ein Vereinsmitarbeiter. Er hat die Tat gegenüber seinem Anwalt eingeräumt, bevor der Diebstahl auffliegt. Das wäre bei der in Kürze anstehenden routinemäßigen Überprüfung unweigerlich passiert.

    Warum liegt so viel Bargeld in einem der Geldschränke im Ostseestadion? Das wollen die Bosse wissen und treffen sich mit Führungskräften im Büro von Vorstandschef Robert Marien unter der Haupttribüne des Ostseestadions. Mit dabei ist Günter Fett. Auch Hansas Finanzvorstand weiß nichts von der Existenz dieses Geldes. Alle seien schockiert gewesen, heißt es aus der Vereinsspitze, die umgehend den langjährigen Klubanwalt einschaltet.

    Der öffnet den Safe und kann anhand der Belege rekonstruieren, dass der Schaden deutlich größer ist als zunächst angenommen. Nicht rund 85.000, sondern gut 101.000 Euro wurden gestohlen. Doch woher kommt das Geld überhaupt? Die Tageseinnahmen an Spieltagen durch den Verkauf von Tickets und Merchandising-Artikeln sind nicht so hoch.

    Es ist die Spende eines Hansa-Mitgliedes, die für gemeinnützige Zwecke in bar hinterlegt wurde – ohne Kenntnis des dreiköpfigen Vorstandes, zu dem seit kurzem neben Fett und Marien auch Nachwuchschef Michael Meier gehört. Auch das vorherige Führungsgremium mit dem mittlerweile ausgeschiedenen Sportchef Martin Pieckenhagen hatte keine Ahnung von dem Vorgang.

    Beim Fußball-Zweitligisten geht unterdessen das Tagesgeschäft weiter. Der Vertrag von Trainer Alois Schwartz, der mit seiner Mannschaft in einem furiosen Endspurt die kaum mehr für möglich gehaltene Rettung im Abstiegskampf geschafft hat, wird verlängert. Doch der Aufsichtsrat befasst sich in diesen Tagen auch mit dem kriminellen Akt in der Geschäftsstelle.

    Im Juni berichtet Finanzvorstand Fett dem siebenköpfigen Kontrollgremium um dessen Chef Rainer Lemmer ausführlich über den Vorfall und wie das weitere Vorgehen aussehen soll. Das gestohlene Geld, das steht früh fest, ist weg. Der Diebstahl der 100.000 Euro ist die Tat eines Spielsüchtigen.

    Der Spender ist konsterniert, als er von dem Diebstahl erfährt. Hansa signalisiert ihm, dass der Verein ihn mit dem „Problem“ nicht allein lassen werde. Zudem gibt es ein Schuldeingeständnis des Täters über die volle Summe, das dieser bei seinem Anwalt schriftlich hinterlegt.

    Hansa verzichtet zunächst auf eine Anzeige, der Täter soll das Geld in Raten zurückzahlen. Weil das nicht so läuft wie vereinbart, verliert Finanzvorstand Fett nach einigen Wochen die Geduld und stellt nun doch Strafanzeige bei der Polizei. Klubchef Marien wird als Zeuge befragt.

    Dem Spender bietet Fett an, dass Hansa die Summe an ihn zurückzahlt. Doch der lehnt ab, stattdessen richtet der Verein ein Treuhandkonto ein und zahlt dort das Geld ein. Laut Anwalt ist durch die quittierte Annahme des Geldes zwischen dem Spender und Hansa Rostock ein sogenannter „Verwahrungsvertrag“ entstanden. Günter Fett, der heute im Vorstand des fast 28.000 Mitglieder starken Vereins für Stadion und Infrastruktur zuständig ist, möchte sich zu dem Vorfall nicht äußern. Es sei eine interne Angelegenheit, sagt der Ex-Aufsichtsratschef des Klubs.

    Im Januar dieses Jahres verurteilt das Amtsgericht Rostock den Täter per Strafbefehl zu einem Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung. Sie wird auf zwei Jahre ausgesetzt. Zudem muss der Mann das Geld zurückzahlen, im Februar wird der Strafbefehl rechtskräftig. Nach OZ-Informationen befindet sich der Verurteilte seitdem in der Rückzahlung.

    Der Vorfall weckt Erinnerungen an einen vereinsinternen Untreueskandal, der vor mehr als zehn Jahren vor dem Amtsgericht in Rostock verhandelt worden war. Damals wurde ein Klubmitarbeiter des gewerbsmäßigen Betruges in 46 Fällen für schuldig befunden und zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Der Mann hatte binnen vier Jahren durch Manipulationen bei der Abrechnung von Ticketeinnahmen insgesamt 213.922 Euro veruntreut. Der Verurteilte gestand den Betrug und ersetzte Hansa den Schaden in einer Gesamthöhe von fast einer Viertelmillion Euro.

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