Leistung von Jungen: Jung, männlich, abgehängt



Leistung von Jungen: Jung, männlich, abgehängt

by Gandhi70

25 comments
  1. >die Erfolgsparade der Mädchen.

    >Die Schulleiterin ehrt die herausragenden Leistungen des Jahrgangs. Für das beste Abitur bekommen Marie, Lena, Amelie und Jannis einen Blumenstrauß, die Urkunden für soziales Engagement gehen an Hannah und Azra, die für den Nachhaltigkeitseinsatz an Emely und Selma. Und wenn man denkt, dass für die Auszeichnung der Physikalischen Gesellschaft Berlins jetzt mal Joshua oder Max auf die Bühne kommt, kriegt wieder eine Charlotte das verdiente Lob. Am Ende gehen von 19 Auszeichnungen vier an Jungen, darunter eine fürs Engagement in der Schülervertretung – die per se paritätisch besetzt ist.

    >Dabei handelt es sich nicht um ein Problem der kulturellen Herkunft. Ob migrantisch oder biodeutsch: Wer in der Bildung abgehängt wird, ist typischerweise männlich.

    >Die radikale Empfehlung des norwegischen Jungenreports: Weil Jungen im Kopf jünger und unreifer sind, sollte man sie später einschulen. Während Mädchen weiterhin mit sechs in der ersten Klasse starten, könnten Jungen bis sieben warten.

    >Eine solche Reform erscheint anachronistisch, sie würde Unterschiede zwischen den Geschlechtern anerkennen: aufgrund der Biologie. Zudem wäre die Umstellung nicht umsonst zu haben, ein Jahr mehr Betreuung für die Hälfte eines Jahrgangs kostet etwas. Andererseits existieren für junge Frauen unzählige Förderprogramme. Sie könnten Vorbild sein: Stipendien für junge Männer, die Grundschullehrer oder Erzieher werden wollen. Kampagnen für Pfleger in Altenheimen oder Krankenhäusern. Und, ja, auch über Männerquoten werden wir in Zukunft nachdenken müssen.

    >Im norwegischen Report heißt es, mehr Aufmerksamkeit für die Probleme von Jungen und Männern werde die Gleichstellungspolitik stärken und nicht schwächen. Anders gesagt: Geschlechtergerechtigkeit kennt nicht nur ein Geschlecht

    Spannender Artikel…

  2. Ach was, die systemische Bevorteilung des unterdrückten Geschlechts führt über lange Zeit dazu, dass sich die Verhältnisse umkehren? Wer hätte das aber auch gedacht, mal eine ganz radikale Idee… wieso fördern wir nicht einfach alle Kinder egal welche Chromosome oder Farben sie haben? Ganz verrückt wäre es, wenn man dann auch noch ein dynamisches System hätte indem man diese Kinder jeweils individuell besser fördern würde in dem was sie interessiert oder wo sie evtl. spezielle Talente haben.

  3. Mäandert schon sehr vor sich hin, der Artikel. Ich habe das Gefühl, der Autor kann sich bis zum Schluss nicht entscheiden, worauf er eigentlich hinaus will. Er redet am Anfang ja viel über Sekundärbildung und Studienanfänger. Wenn man jetzt auf die guten alten toten Gäule Karriere und Gehälter prügelt, fallen aber plötzlich wieder vor allem Männer, auch junge Männer heraus, wie Gedärme aus einem Tauntaun bei -60°.

    Ich werde jetzt den Teufel tun und mir den Hass jeder 3rd und 4th Wave Feministin aufzuladen, die das hier liest, aber wenn man sich Absolventen und vor allem deren Karrieren anguckt, wirkt es dann plötzlich ganz anders. Das überlasse ich jetzt der Fantasie des Einzelnen (ja, auch bei Medizinern). Insofern: Männer 1, Frauen 0,5 an dieser Stelle.

    Es mag ja sein, dass Frauen/Mädchen aufgrund von Veranlagung **und** Diskriminierung beim Abi besser dastehen als Jungs/Männer, das hilft halt nur bei NC-Fächern. Und in Deutschland ist es – abseits primär von Medizin – ja so, dass die “Besserverdienerfächer” eh größtenteils NC-frei sind.

    Und die Tatsache, dass Frauen, die nicht unter ökonomischem Zwang stehen, primär “Frauenfächer” studieren ist auch keine neue, bahnbrechende Erkenntnis. Zum Ende schreibt er also über Männerquoten in der Altenpflege und Pädagogik und verkennt (unterschlägt absichtlich?) den Hintergrund und tut so (oder glaubt es wirklich?), dass das an einer unterschiedlichen Behandlung von Jungs und Mädchen in der Schule liegt.

    Man mag fast glauben, dass Gleichberechtigung kein reines Zahlenthema ist. Und ob die Zahlen jetzt Schulnoten oder Gehälter sind, sollte da ja erstmal scheißegal sein.

    Und um die Frage aus dem Titel des Artikels zu beantworten: Es interessiert niemanden, weil Männer für 2/3 ihres Lebens trotzdem gegenüber Frauen bevorteilt werden.

  4. Interessant wäre zu wissen, ob es in der Bildung heutzutage tatsächlich relativ gleiche Bedingungen für Männer/Frauen/* gibt und die Mädchen/Frauen unter diesen Bedingungen einfach besser performen.

  5. Das ist nicht weiter verwunderlich, wenn ich mir anschaue, wie die meisten Jungs im Vergleich zu den meisten Mädchen in meinem Abiturjahrgang damals waren:

    Die meisten Jungs haben im Unterricht nur Unsinn gemacht, Drogen genommen, Handy gezockt etc., während die Mädchen sehr viel konzentrierter auf den Unterricht waren.

    Ich denke, dass das auf mehrere Gründen beruht:

    1. Andere Erziehung: Jungs werden meiner Meinung nach zu sehr zum Gesellschaftsstörer erzogen (“Jungs sind eben wild” etc.). Die Lösung muss sein, dass man Jungen entweder generell strenger erzieht oder sie wie Mädchen erzieht (abgesehen jetzt von der elterlichen “Sexualkunde”). Beides wird zu einem gewissen Grad deckungsgleich sein. Die Lehrer in der Schule dürfen bei mangelnder Lernmotivation eines Jungen auch auf keinen Fall wegsehen, wie es oft gemacht wird. Sportliche Erfolge (etwa im Fußballspiel) dürfen nicht mit schulischen Erfolgen gleichgesetzt werden (was meiner Erfahrung nach zu oft passiert)

    Allerdings muss man dennoch anmerken, dass fast alle Jungen in diesem Jahrgang schon 18-19 waren und sich deshalb nur noch begrenzt hinter der Ausrede “Er wurde halt schlecht erzogen” verstecken konnten.

    Deshalb 2.: Die Freundesgruppen, die Jungs bilden, verstärken den Einfluss der schlechten Erziehung und verderben selbst schlecht erzogene Jungen. Eine Lösung dafür ist schwierig, schließlich kann man ja keine Freundschaften verbieten, aber eventuell wäre es eine gute Idee, schon in der Grundschule Freundschaften zwischen beiden Geschlechtern zu fördern (z.B. kein geschlechtergetrennter Sportunterricht mehr).

    (Das hier ist eher ein Nebengrund) 3. Die Menstruation bei Mädchen hilft meiner Erfahrung nach immens dabei, Vorausplanen und Eigenständigkeit zu fördern (z.B. immer ein Tampon/Binde etc. dabei haben), was sich auch positiv auf das Lernverhalten auswirkt. Dieses “Problem”, dass Jungen keine Menstruation haben, lässt sich natürlich nicht wirklich lösen.

    4. All die vorherigen Gründe waren Rechtfertigungen dafür, warum die Jungen an ihrer schlechten Leistung nicht unbedingt selbst schuld sind, doch ich möchte nochmal darauf hinweisen, dass Jungen an ihrer Schwäche in der Schule auch ein Stück weit selbst schuld sind, da viele ihre schlechteren Voraussetzungen gar nicht überwinden wollen. Ein Umdenken erfolgt bei ihnen nicht oder zu spät.

    Das sollten die wesentlichen Gründe dafür sein, warum Jungen oft schlechter in der Schule sind als Mädchen.

  6. Ich find den Artikel wichtig, aber irgendwie fehlte mir beim Lesen immer und immer wieder ein bestimmter Aspekt: Was sind die Gründe dafür? Darauf wird kaum eingegangen.

    Da kommt der Satz

    > Kurzum, junge Frauen haben nicht nur die besseren Abschlüsse, sie sind auch engagierter und politischer, risikobereiter und internationaler als junge Männer […]

    und man wartet darauf, dass mal angerissen wird, warum das so ist. Und dann kommt “Naja, Erzieher und Lehrer sind fast immer Frauen, und Jungs hinken in der Entwicklung ein Jahr zurück, und Prügelstrafe ist jetzt verboten” – aber das kann’s doch nicht sein?

    Es ist ja nicht so, als ob junge Männer schon immer desinteressiert, risikoavers und und apolitisch gewesen wären, und das nur jetzt auffällt, weil die jungen Frauen plötzlich da sind. Sondern da ist ja ein Rückschritt. Ist das wirklich nur durch weibliche Lehrer zur erklären? Oder den Wegfall von körperlicher Züchtigung? Gibt’s da keine Studien? 

  7. Es gibt über das Thema ein sehr gutes englischsprachiges Buch: Of Boys and Men von Richard Reeves, kann ich nur empfehlen.
    Ich finde das ist ein wichtiges Thema. Ich wette diese “zurückgelassenen” Jungs findet man dann wieder bei irgendwelchen White Power Treffen oder “Gegendemonstrationen” zu den CSD Events.

  8. Sind Jungen so unreif dass sie ein Jahr später eingeschult werden müssen, oder werden sie nur anders erzogen als Mädchen, hmmm…

  9. Hottake: Männer/Jungs merken schneller wenn sie verarscht werden bzw. eine Sache die Anstregungen nicht mehr wert ist. Frauen sind meistens konformistisch und lassen sich länger bei der Stange halten

  10. sehr interessant…ich muss die letzten jahre immer wieder an meine wunderbare lehrerin (gott hab sie selig) denken, die bereits 1997 gesagt hat: das schulsystem in seiner jetzigen form, benachteiligt die jungen und geht an den bedürfnissen der jungen/jungen männer vorbei. ich habe damals nicht genau verstanden, was sie gemeint hat. mittlerweile verstehe ich es sehr gut.

  11. Hier ein Erlebnis von mir, dass vielleicht zur Erklärung beitragen kann:

    Es ist schon einige Jahre her, da bin ich mit meiner damals etwa neunjährigen Nichte im Berliner Technikmuseum gewesen. Zur gleichen Zeit war da auch eine örtliche Schulklasse unterwegs, die dürften 14 oder 15 Jahre alt gewesen sein.

    Bei vielen Exponaten erklärte ich meiner sehr interessierten Nichte (sie hat heute einen Master in Maschinenbau) dies und das, während die Lehrerin der Schulklasse mit den Mädchen privat plaudernd abseits stand.

    Irgendwann bemerkte ich die erst drei, dann fünf ‘südländischen’ Jungmänner, die meinen Ausführungen gebannt folgten.

    Offenbar gab es da ein Interesse für physikalisch-technische Vorgänge, und mancher der Jungs wäre sicher gern Mechatroniker oder gar Ingenieur geworden — allein an der richtigen Förderung für diese Jungs scheint es mir zu hapern.

  12. Es hätte mir SO gut getan in meiner Entwicklung, ein Jahr später eingeschult worden zu sein.

  13. Wir werden im Grunde nicht alles perfekt machen können.

    Je mehr man den Umgang in der Schule anhand des Geschlechts anpasst, desto mehr legitimiert dann eine ungleiche Haltung zwischen den Geschlechtern. Und nicht zuletzt werden ein unterschiedliches Vorgehen zusätzlich zu Streß bei Jugendlichen führen, die eine Geschlechtsidentität haben, welche von der biologischen abweicht.

  14. Wow der Artikel war eine Menge mimimi.
    Hab das Gefühl als würde man Jungen auch einfach beibringen, dass es okay ist wenn sie dumm sind.

  15. Spannend wie die ganzen Systemkritiker, wenn es um Gender Pay Gap oder Migration geht, jetzt auf einmal ganz viele Gründe finden, wieso das alles gerechtfertigt sei und keine Anpassung Bedarf.

    Man sollte mal eine Sentiment Analyse der Kommentatoren machen und diesen Themen gegenüber stellen. Das wär mal eine interessante Studie.

  16. Ich habe meine Ausbildung in einer Ausbildungswerkstatt von der Bundeswehr gemacht. Obwohl sich nur 5% Frauen beworben haben, hatten wir 25% Frauenanteil.
    Bei der Prüfung hat eine aus meinem Lehrjahr gesagt das sie nicht ins prüfgespräch kann, weil sie jetzt keine Nerven dafür hat. Sie hatte dafür tatsächlich eine 2 bekommen.
    Gerecht ist anders….

  17. Das Schulmodell verkennt, dass Männer und Frauen sich anders entwickeln. Das aktuelle Bildungsmodell ist sehr stark auf Mädchen ausgelegt. Nicht nur sind diese in jungen Jahren oft weiter entwickelt als die Jungs, aber es wird auch verkannt, dass die Jungs gerade in den schwierigsten Zeiten der Pubertät wichtige Weichen für ihren Bildungsweg stellen müssen. Das fällt vielen schwer.

    Wirklich spannend. Da werden alle Unterschiede geleugnet, es darf sie nicht geben. Aber gleichzeitig wird das Ungleichgewicht immer grösser. Förderprogramme.nur für Frauen. Ja was denn nun?

  18. Das Männer ein Riesenproblem haben und sind und alle mit Ihnen ist eines der größten gesellschaftlichen Probleme, die ignoriert werden. Bei welchen Statistiken schliessen denn die Männer schlechter ab? Gewalttaten, kriminelle Taten, Insassen in Gefängnissen? geringeres Bildungsniveau, Analphabeten, Schulabbrecher? Arbeitslosigkeit, Drogenabhängige, Obdachlose? Selbstmorde, Lebenserwartung. Hab ich was vergessen? Alles Punkte in denen Männer die Stratistiken (oft bei weitem) anführen. Die gesellschaftlichen Schäden sind enorm, nicht nur in€. Jeden Tag versucht ein Mann seine Lebenspartnerin umzubringen und jedem dritten gelingt das Einem auch.

    Und wir stellen uns ernsthaft (nur) die Frage, warum Jungs in der Schule schlechter abschneiden (so plötzlich?)

  19. So wichtig die feststellung des Problems, so falsch sehe ich den Lösungsansatz: wichtig ist, dass Kinder gemäß ihrer individuellen Entwicklung stärken und Schwächen gebildet werden. Wenn die entwicklung körperlich etwas hinter her ist, warum beim sport dann nich in die Gruppe vom Jahr davor? Bei Mathe aber mit den gleichaltrigen. Was hier von Biodeutsch schwadroniert wird und puschalen Lösungen wird unseren Kindern nicht gerecht.

  20. Meine Partnerin (Akademikerin) und ich (Erzieher) haben zwei Jungs. Uns war schon länger bewusst, dass man sich ohnehin nicht auf das kaputtgesparte Bildungssystem verlassen kann.

    Ich hab schon vor 20 Jahren in der Schule gemerkt wie desinteressiert meine Mitschüler waren. Hauptsache Fußball und Zocken.

    Will da auch nicht elitär klingen. Meine Familie ist auch typische Arbeiterklasse: Vater Schlosser und Mutter Hausfrau mit Hauptschulabschlüssen.
    Da war nur der unterschied, das meine Eltern schon immer belesen und generell interessiert waren.

    Glaube da liegt oft der Unterschied: Eltern, die positives vorleben können und somit auch eine gewisse Grundlage schaffen können. Pädagogen können leider nicht viel ausrichten, wenn das Elternhaus nicht mitspielt. Zumindest sehe ich das schon im Elementarbereich (U-Untersuchungen, Frühförderung, Unterstützungsmaßnamen…)

    Gerade bei Jungs und jungen Männern scheint außerdem ein großes Vakuum an positiven Vorbildern vorzuherrschen.
    Kenne mich bei aktueller (deutscher) (Pop-)kultur nicht aus, was positive männliche Vorbilder angeht.

  21. Wir leben in Westeuropa in einem feministisch-dominierten System, auch wenn man das nicht wahrhaben will und vom Patriachart spricht, dass es schon seit Jahrzehnten nicht mehr gibt.

    Schon Mädchen werden in den Schulen bevorzugt, das zieht sich dann bis ins Arbeitsleben weiter, ich kenne z.b. keine Männerquoten oder auch der Gender Pay Gap, welcher Unsinnig ist. Auf der Baustelle sehe ich keine Gleichberechtigung, ganz komisch.

    Wenn man Buben auch wieder mal Buben sein lassen würde und das Schulsystem für beide Geschlechter anpassen würde, gäbe es meiner Meinung nach viele der aktuellen Probleme nicht.

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