Neues Raubtier breitet sich rasant in Deutschland aus – „man weiß nicht, was kommt“

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Der Goldschakal, ein naher Verwandter des Wolfs, macht sich in Deutschland breit. Obwohl die Spezies nicht als invasiv eingestuft wird, sind die Auswirkungen noch weitgehend unbekannt.

Berlin – Der Goldschakal ist ursprünglich in wärmeren Regionen wie Südosteuropa und Südasien beheimatet. In den vergangenen Jahren hat sich das mit dem Wolf verwandte Tier auch aufgrund des Klimawandels zunehmend in Deutschland ausgebreitet. Der scheue, gelbgraue Räuber ist hierzulande noch weitgehend unbekannt.

Goldschakal in Deutschlands Wäldern: Gekommen, um zu bleiben?

Die erste Sichtung eines Goldschakals in Deutschland gab es bereits 1997 in Brandenburg. In den vergangenen vier bis fünf Jahren haben die Sichtungen hierzulande laut Forschenden jedoch deutlich zugenommen. Felix Böcker von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) Baden-Württemberg sagte dazu gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa): „Wir müssen uns auf eine weitere Ausbreitung in Deutschland einstellen“. Die genauen Auswirkungen dieser Ausbreitung auf das lokale Ökosystem sind noch nicht klar. Und auch die exakte Anzahl der Tiere steht nicht fest. „Wir gelangen häufig über Wildkameras an unsere Informationen“, erklärte Böcker.

Die Schätzung der Population nur anhand von Bildern ist schwierig. Derzeit gibt es bestätigten Goldschakal-Nachwuchs in Baden-Württemberg und Niedersachsen. „Wahrscheinlich wird die Anzahl der bereits jetzt hier lebenden Tiere jedoch unterschätzt“, mutmaßt der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) online. Die guten Nachrichten: Laut Böcker gibt es derzeit keine Beweise dafür, dass der Goldschakal das heimische Ökosystem negativ beeinflusst. Daher könne die Art nicht als „invasiv“ bezeichnet werden. Der Deutsche Tierschutzbund definiert invasive Arten als solche, die „sich in dem neuen Umfeld ausbreiten“ und mit den einheimischen Arten „um Nahrung und Lebensräume konkurrieren.“

Goldschakal: Zahlen und FaktenName: Canis aureus, GoldschakalOrdnung: RaubtierFamilie: HundeartigeGewicht: Sieben bis 15 KilogrammGröße: Schulterhöhe 44 bis 50 Zentimeter – kleiner als ein Wolf, aber größer als ein FuchsStatus in der Internationale Rote Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN): Nicht gefährdetNeues Wildtier in Deutschland: Wie reagiert die Bevölkerung auf das Tier?

Der nächste Verwandte des Goldschakals ist der Wolf, der hierzulande aufgrund von Zwischenfällen mit Nutztieren als unbeliebt gilt. Böcker ist neugierig, auf die Reaktion in Deutschland: „Ich bin sehr gespannt, wie die Gesellschaft mit dem Thema umgeht“. Mit Blick auf die Ausbreitung des neuen Wildtiers ergänzt der Experte: „Den Wolf hat man als gefährlich im Hinterkopf. Beim Goldschakal weiß man nicht, was kommt“. Der Goldschakal jagt vor allem kleinere Beutetiere wie Mäuse, Ratten, Kaninchen und Hasen, kann in seltenen Fällen aber auch größere Säugetiere wie Rehe und Schafe erlegen. „Es gibt Fälle von gerissenen Nutztieren in Deutschland, es waren in allen Fällen Schafe“, bestätigt Böcker gegenüber der dpa.

Goldschakal auf der Pirsch: Tierart verbreitete sich zuletzt in deutschland

Ein Goldschakal auf der Pirsch. Diese Tierart breitete sich zuletzt vermehrt in Deutschland aus. © IMAGO / CHROMORANGE/Stephen Midgley

Der Goldschakal frisst auch Früchte, Beeren und Aas. Bei toten Tieren ist er „ganz schnell da“, so Böcker. Daher müsse im Einzelfall immer geklärt werden, ob der Goldschakal das Tier tatsächlich getötet oder nur gefressen hat. Böcker nennt dies „nachgenutzt“. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz betont, dass der scheue Neuling für Menschen „keine Gefahr“ darstellt. Viele Fragen bleiben aber noch offen. „Spezifische wildbiologische und sozialwissenschaftliche Untersuchungen würden helfen, in Zukunft mehr über dieses Tier zu erfahren“, fordert die FVA deshalb in einer Pressemitteilung.(bme/dpa).

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