Israel eskaliert Bombardierung von Gaza und Libanon, während die Nato Kriegspläne gegen Iran vertuscht

Am Wochenende griffen israelische Truppen Ziele im Norden von Gaza und im Libanon an. Am Freitag hatten sich Vertreter der Regierungen der USA, Deutschlands, des Vereinigten Königreichs und Frankreichs in Berlin getroffen, um die israelischen Pläne für eine massive Bombardierung des Iran zu erörtern.

Am Sonntag wurden laut dem Gesundheitsministerium von Gaza mindestens 87 Menschen bei einem israelischen Luftangriff auf Beit Lahiya getötet und mindestens 40 verwundet, viele davon lebensbedrohlich. Israelische Regierungsvertreter behaupteten, sie hätten ein „terroristisches Ziel“ angegriffen und prahlten damit, „Dutzende von Terroristen eliminiert“ zu haben. Vor dem Angriff hatten die Behörden in Gaza erklärt, die aktuelle, am 6. Oktober begonnene Offensive Israels im Norden von Gaza habe bereits mehr als 400 Menschenleben gefordert.

Flammen und Rauch steigen nach einem israelischen Luftangriff auf Dahiyeh, einem südlichen Vorort von Beirut (Libanon), am 20. Oktober 2024 auf [AP Photo/Hussein Malla]

Kamal Adwan, ein 36-jähriger Palästinenser aus dem nördlichen Gazastreifen, erklärte gegenüber AFP: „Wir sitzen in der Falle, ohne Nahrungsmittel, Wasser oder Medizin, von Hungersnot bedroht und umgeben von Ruinen.“

Vertreter des indonesischen Krankenhauses in Beit Lahiya erklärten, sie seien unter „schweren Beschuss“ von israelischen Truppen geraten, die bestätigten, dass sie in der Nähe des Krankenhauses operierten. Das Gesundheitsministerium von Gaza fügte hinzu, dass sich 40 Menschen in dem Krankenhaus befanden, als es zu einem Stromausfall kam. Dieser und der Mangel an Medizinbedarf führte zum Tod von zwei Patienten.

Am Samstag wurden bei einem israelischen Angriff auf das Flüchtlingslager Dschabaliya, ebenfalls im Norden von Gaza, mindestens 33 Menschen getötet, darunter 21 Frauen. Weitere 85 Menschen wurden verwundet. Hunderttausende von Menschen sind seit mindestens zwei Wochen in dem von der israelischen Armee belagerten Flüchtlingslager gefangen.

Der Direktor des al-Awda-Krankenhauses im Norden von Gaza erklärte, die Krankenstationen seien durch den Zustrom von Patienten „restlos voll“, die Verwundeten „werden auf dem Boden behandelt“. Vertreter der Gesundheitsbehörden erklärten, die Lieferungen von Lebensmitteln, Wasser und medizinischen Hilfsgütern würden Dschabaliya nicht erreichen.

Israels Minister für Diaspora-Angelegenheiten, Amichai Chikli, verteidigte die Luftangriffe mit der Behauptung, Israel habe eine „Blockade“ gegen Teile des nördlichen Gazastreifens verhängt, bestritt aber, dass Zivilisten angegriffen würden: „Wir haben der Zivilbevölkerung erlaubt, in die sichere Zone zu fliehen, und verhindert, dass Nachschub in das blockierte Gebiet gelangt.“

Chiklis Äußerungen bestätigen einmal mehr, dass die israelische Regierung einen völkermörderischen Krieg gegen die gesamte Bevölkerung von Gaza führt. Hunderttausende Menschen leben in den „blockierten Gebieten“, in denen die israelischen Streitkräfte alle, die ihnen begegnen, als Nicht-Zivilisten behandeln können, also als militärische Ziele, die nach Belieben angegriffen und getötet werden können.

Außerdem häufen sich Berichte, dass israelische Soldaten im Norden des Gazastreifens Massenverhaftungen durchführen und Familien trennen würden. Eine Palästinenserin mit einem Baby auf der Schulter erklärte gegenüber Al Jazeera: „Die Israelis haben das Gebiet mit Panzern belagert und uns alle aus der Schule getrieben, in der wir untergebracht waren. Sie haben alle Männer verhaftet und alle Frauen ermahnt, in Gruppen das Gebiet zu verlassen. Wir haben alles zurückgelassen, sogar die Babymilch. … Die Israelis begannen, uns mit Artillerie zu beschießen, auch ihre Drohnen und Kampfflugzeuge feuerten Raketen ab. Dann stürmten sie das Gebiet mit ihren Panzern und eröffneten wahllos das Feuer.“

Das Palästinensische Zentrum für Menschenrechte erklärte auf X/Twitter, das Aushungern und die Massenverhaftungen von Zivilisten im nördlichen Gazastreifen durch Israel komme einer „live übertragenen ethnischen Säuberung“ gleich. Israelische Soldaten brennen Flüchtlingslager im Norden von Gaza nieder, nachdem sie die Zivilisten, die dort Zuflucht gefunden hatten, gewaltsam vertrieben haben.

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Am Sonntag flog das israelische Militär mindestens neun Angriffe auf die libanesische Hauptstadt Beirut, darunter mehrere Angriffe auf zivile Gebäude in Haret Hreik. Auch im Südlibanon kam es zu Dutzenden israelischen Angriffen, u.a. auf Tyr, Bint Jbeil und Nabatiyeh, darunter ein tödlicher Treffer auf einen Krankenwagen in Tyr. Am Sonntag erklärte das libanesische Gesundheitsministerium, die Zahl der Toten durch israelische Angriffe seit dem 8. Oktober sei auf 2.448 gestiegen und die Zahl der Verwundeten auf 11.500.

Israelische Truppen zerstörten außerdem einen Beobachtungsturm der UN Interim Force in Lebanon (UNIFIL) in Marwahin, nachdem sie bereits mehrfach UNIFIL-Truppen attackiert hatten. Die UN veröffentlich daraufhin eine Erklärung, in der sie feststellte, ein Angriff auf eine Stellung von UNIFIL sei eine „eklatante Verletzung des Völkerrechts und der Resolution 1701 des Sicherheitsrats“.

Während israelische Regierungsvertreter den Konflikt rücksichtslos eskalieren, mehren sich die Anzeichen, dass eine weitere israelische Eskalation zu verheerenden Verlusten für Israel selbst führen könnte. Am Sonntag wurde das Anwesen des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu im luxuriösen Badeort Caesarea von einer Drohne getroffen. Berichten zufolge befand sich Netanjahu zum Zeitpunkt des Angriffs nicht im Haus.

Die Hisbollah feuerte vom südlichen Libanon eine Salve Raketen auf Ziele in Nordisrael ab, und israelische Regierungsvertreter gaben außerdem den Tod von Oberst Ahsan Daksa bekannt, dem Kommandant der israelischen 401st-Panzerbrigade. Sein Panzer und ein weiterer Panzer fuhren in Dschabaliya auf Minen.

Vor allem wächst die Gefahr, dass ein israelischer Angriff auf den Iran zu einem verheerenden Gegenangriff des Iran und zu einem allgemeinen Krieg im Nahen Osten führen könnte, in den sämtliche großen Weltmächte hineingezogen werden, einschließlich der USA, der europäischen Mächte, Russlands und Chinas.

Der iranische Außenminister Abbas Araghchi warnte am Sonntag, der Iran habe Ziele für Vergeltungsangriffe überprüft und ausgewählt, die er als Reaktion auf israelische Luftangriffe auf den Iran angreifen werde. Er erklärte: „Jeder Angriff auf den Iran bedeutet, seine rote Linie zu überschreiten. Wir werden ihn nicht unbeantwortet lassen. Jeder Angriff auf iranische Atomanlagen oder etwas Vergleichbares würde notwendigerweise mit einer Reaktion beantwortet… Jetzt haben wir alle unsere Ziele [in Israel] identifiziert und werden dort einen ähnlichen Angriff durchführen.“

Araghchi betonte zwar, der Iran wolle keinen Krieg mit den USA, warnte aber vor der Gefahr, dass Washington einen Krieg mit dem Iran beginnen könnte: „Wenn die Amerikaner wirklich den politischen Willen dazu hätten, könnten sie die Angriffe beenden und Israel aufhalten. Wenn ein großer Krieg in der Region ausbricht, werden die USA hineingezogen werden, was wir auf keinen Fall wollen.“

Dennoch unterstützt und bewaffnet die Biden-Regierung mit Unterstützung ihrer europäischen Nato-Verbündeten Israel weiterhin, obwohl sie weiß, dass Israel einen Krieg in der gesamten Region auslösen könnte. Der Telegram-Kanal @Middle_East_Spectator veröffentlichte am Freitag einen streng geheimen Geheimdienstbericht vom 16. Oktober über israelische Vorbereitungen zur Bombardierung des Iran. US-Regierungsvertreter bestätigten später gegenüber CNN die Echtheit des Berichts.

Das Dokument trägt den Titel „Israelische Verteidigungskräfte setzen wichtige Aktivitäten in den Bereichen Munition und versteckter Drohnentätigkeit fort, fast mit Sicherheit für einen Angriff auf den Iran“. Unter Berufung auf US-amerikanische Satellitenbilder von israelischen Stützpunkten wird berichtet, dass auf dem Luftwaffenstützpunkt Hatserim mindestens 16 Raketen des Typs Golden Horizon und 40 des Typs ISO2 Rocks in Kampfflugzeuge verladen wurden. Weiter hieß es: „Ein Angriff kann ohne weitere GEOINT-Warnung [geografische Erkenntnisse] erfolgen.“

Weiter hieß es, israelische Truppen würden von Stützpunkten verlegt, die von iranischen Vergeltungsschlägen getroffen werden könnten. Amerikanische Aufnahmen würden zeigen, dass Truppen den Marinestützpunkt Haifa und den Luftwaffenstützpunkt Ovda verlassen, und die Verteilung von Jericho-II-Raketen, die einen 1-Megatonnen-Atomsprengkopf tragen. US-Geheimdienste hätten „keine Anzeichen dafür beobachtet, dass Israel Atomwaffen einsetzen will“.

Genau wie alle geleakten Geheimdienstberichte darf dies nicht für bare Münze genommen werden. Es könnten tatsächlich Aufnahmen von US-Spionagesatelliten sein oder Desinformationen mit dem Ziel, das iranische Militär über die tatsächlichen amerikanisch-israelischen Angriffspläne zu täuschen. Allerdings haben US-Regierungsvertreter die Echtheit von Dokumenten bestätigt, die angeblich zeigen, dass sie von den israelischen Plänen zur Bombardierung des Irans im Voraus wissen.

Damit sind Washington und seine wichtigsten europäischen Verbündeten direkt involviert. Am Freitag traf sich Biden mit Bundeskanzler Olaf Scholz, dem britischen Premierminister Keir Starmer und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Anschließend bestätigte Biden, er und die anderen Staats- und Regierungschefs hätten sich darauf geeinigt, wie sie mit dem Iran verfahren. Er kenne die israelischen Kriegspläne, weigerte sich aber, sie offenzulegen. Das kommt einer Verschwörung Washingtons, Berlins, Londons und Paris’ gleich, die Vorbereitungen auf einen katastrophalen, potenziell mit Atomwaffen geführten Regionalkrieg im Nahen Osten vor der Weltöffentlichkeit zu verheimlichen.

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