Sabine Dettenweitz, Prokuristin von Heldeco (Komponentenfertiger mit Sitz im Grenzland zwischen Turnau und Aflenz): „Der starke Kostenanstieg bei den Löhnen sowie die in Relation zu den internationalen Mitbewerbern höheren Energiekosten führten in Österreich zu einem Verlust an industrieller Wettbewerbsfähigkeit auf Auslandsmärkten. Aus Steuersicht muss man daher an einigen Rädern drehen: Konkret braucht es Förderprogramme und finanzielle Anreize, um Teilzeitbeschäftigte für Vollzeitstellen zu motivieren – sofern keine familiären oder gesundheitlichen Hürden bestehen. Auch Steuern auf Überstunden sollten gestrichen werden. Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Situation braucht es außerdem erhöhte Investitionsfreibeiträge, eine Senkung der Ertragssteuern für Re-Investitionen ins eigene Unternehmen am Standort Österreich. Darüber hinaus längst überfällig: eine steuerfreie Zuverdienstgrenze für Pensionisten, die noch aktiv am Arbeitsleben teilhaben möchten.“

Sabine Dettenweitz




Sabine Dettenweitz


© Lueflight

Doris Enzensberger-Gasser, geschäftsführende Gesellschafterin von Lieb Bau Weiz: „Für junge Menschen muss es möglich sein, leistbaren Wohnraum zu finden und auch Eigentum zu schaffen – das Wohnbaupaket war dahingehend ein richtiger und wichtiger Impuls. Von der nächsten Bundesregierung erwarten wir allerdings verstärkte Maßnahmen, die den Zugang zu Wohneigentum erleichtern und gleichzeitig die Bauwirtschaft nachhaltig stärken. Das regulatorische Umfeld muss so angepasst werden, dass im Hinblick auf den klassischen Häuslbauer Hürden – wie etwa der hohe Eigenmittelanteil – gesenkt werden. Die geplante Aufhebung der KIM-Verordnung ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, doch weitere Maßnahmen sind nötig, um den Häuslbauer und auch den sozialen Wohnbau gleichermaßen zu fördern. Insgesamt ist es darüber hinaus erforderlich, dass wir dem bürokratischen Wildwuchs ein Ende setzen. Gesetze, Regulative und Verordnungen bremsen unsere Wirtschaftsleistung massiv ein. Nur so können wir den Bau als Konjunkturmotor langfristig stabilisieren und den Wohnraumbedarf decken.“

Doris Enzensberger-Gasser




Doris Enzensberger-Gasser


© LB/Oliver Wolf

Herbert Brunner, Geschäftsführer von Flugzeugzulieferer Antemo (Sitz in St. Peter ob Judenburg): „Attraktivierung des Standorts durch Senkung der Lohnnebenkosten, Steuererleichterung für Pensionisten, die noch im Erwerbsleben tätig sind, und Bürokratieabbau: Die großen wirtschaftspolitischen Themen liegen seit Jahren am Tableau. Heißt vereinfacht: Leistung muss sich schlicht lohnen! Daher erwarte ich mir von der neuen Bundesregierung, dass diese Maßnahmen endlich auch umgesetzt werden – anstatt nur darüber zu sprechen. Insgesamt bedarf es aus meiner Sicht aber vor allem mehr Wertschätzung gegenüber den Betrieben. Know-how und Erfahrung von Unternehmern müssten viel stärker in wirtschaftspolitischen Prozessen genutzt werden. Bestes Beispiel ist das Lieferkettengesetz: Aus der Politik hören wir, dass davon nur Konzerne betroffen sind. In der Praxis werden die bürokratischen Hürden an Zulieferer aller Unternehmensgrößen weitergegeben. Durch die angespannte wirtschaftliche Situation brauchen wir außerdem unbedingt Anreize, um Produktionsbetriebe vor der Abwanderung ins Ausland zu hindern. Das Gegenteil müsste eigentlich das Ziel sein: Neue Betriebsansiedlungen ermöglichen – doch davon sind wir aktuell meilenweit entfernt. Daher warne ich auch eindringlich vor Fantasien wie einer 32-Stundenwoche oder einer Erbschaftssteuer: Das würde den Wirtschaftsstandort Österreich massiv gefährden.“

<strong>Herbert Brunner</strong>




Herbert Brunner


© Antemo/Oliver Wolf

Christoph Feyerer, CEO von Komptech: „Wir erwarten uns von der neuen Bundesregierung in Österreich Impulse in den Bereichen Kreislaufwirtschaft, Dekarbonisierung und Förderung grüner Technologien. Diese Maßnahmen bieten nicht nur ökologische, sondern auch wirtschaftliche Vorteile, indem Ressourcen effizienter genutzt und Abfallströme reduziert werden. Vor allem aber erwarten wir uns einen Abbau der Bürokratie. Regulatorische Hürden verlangsamen nicht nur die Einführung innovativer Technologien, sondern gefährden auch die Wettbewerbsfähigkeit auf internationalen Märkten. Um Österreich als Wirtschaftsstandort zu attraktivieren, bedarf es darüber hinaus einer Senkung der Lohnnebenkosten: Eine Maßnahme, die Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen entlasten könnte.“

Christoph Feyerer




Christoph Feyerer


© Komptech

Patrick Ratheiser, Gründer von Leftshift One in Graz: „Wir erleben derzeit eine Rezession, die insbesondere den Start-up-Bereich hart trifft. Die steigenden Unternehmenspleiten sind eng mit den enormen Steuern und Lohnnebenkosten verknüpft. Unternehmen haben kaum noch Luft zum Atmen – die Preise, die wir durchsetzen müssten, lassen sich kaum realisieren. Vor allem die hohen Personalkosten belasten die Unternehmen massiv. Von der neuen Bundesregierung erwarten wir klare Schritte zur Stärkung der Arbeitgeberseite: Steuererleichterungen und gezielte Unterstützung für Klein- und Mittelbetriebe sind dringend nötig. Eine schlankere Bürokratie und eine umfassende Verwaltungsreform wären außerdem notwendige Entlastungen. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz könnte dabei helfen, Prozesse effizienter und kostengünstiger zu gestalten.“

Patrick Ratheiser




Patrick Ratheiser


© Wiestner/Steffi Paasche

Markus Seme, Geschäftsführer von BearingPoint Austria in Graz und Wien: „Für uns als Unternehmen sind vor allem stabile Verhältnisse entscheidend, um Planungssicherheit zu schaffen. Umfallen und wieder zurückrudern – wie wir es etwa zuletzt in der Frage der Antriebstechnologie gesehen haben –, schadet dem wirtschaftlichen Vorankommen. Darüber hinaus, denke ich, kommen wir an einer gerechten Besteuerung von großen Vermögen nicht herum, um arbeitende Menschen steuerlich zu entlasten – vor allem im Hinblick auf zunehmende Automatisierung und künstliche Intelligenz muss sich die Bundesregierung auch mit Themen wie dem bedingungslosen Grundeinkommen auseinandersetzen. Noch hätten wir genug Vorlaufzeit, um hier die Weichen zu stellen. Aus unternehmerischer Sicht wäre es zudem entscheidend, die Richtlinien für das Cybersecurity-Gesetz NIS2 endlich auch in nationales Recht zu gießen. Dieses ständige Hin und Her macht es für Unternehmen äußerst schwierig.“

Markus Seme




Markus Seme


© BP/Lueflight

Mathias Varga, Vertriebsdirektor von Woundwo (Standorte in Graz und Gabersdorf): „Als führender Sonnenschutzproduzent stehen wir aktuell vor denselben Herausforderungen wie das gesamte Baugewerbe – vor allem durch rückläufige Auftragszahlen und steigende Kosten. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, erhoffen wir uns von der neuen Bundesregierung gezielte Maßnahmen zur Unterstützung unserer Branche. Konkret wären Investitionsanreize für Bau- und Renovierungsprojekte ein Schlüssel, um die Nachfrage wieder anzukurbeln. Steuerliche Entlastungen, vor allem im Bereich der Lohnnebenkosten, würden zudem die Wettbewerbsfähigkeit stärken. Außerdem wäre es sinnvoll, energetische Sanierungsmaßnahmen noch stärker zu fördern – das würde nicht nur die Bauwirtschaft, sondern auch den Klimaschutz voranbringen. Insgesamt müssen Industriebetriebe zielgerichtet unterstützt und subventioniert werden. Das Gegenteil ist derzeit der Fall: Unternehmen sind die Melkkuh der Nation, die noch dazu durch bürokratische Anbindehaltung nahezu bewegungsunfähig gemacht werden. Es braucht sich daher niemand zu wundern, wenn Produktionsbetriebe ins Ausland ausbüxen – und Arbeitsplätze verlagern.“

Mathias Varga




Mathias Varga


© Woundwo/KPhoto

Andreas Cretnik, Vorstandsmitglied von Alwera („Steirerkraft“, Hauptsitz in St. Ruprecht an der Raab): „Stabilität ist ein primäres Kriterium für die neue Regierung. Angesichts der aktuell angespannten wirtschaftlichen Lage braucht es darüber hinaus dringend ökonomische Impulse: Eine Senkung der Lohnnebenkosten und Investitionsfreibeträge sind dabei essenziell, um die Konjunktur anzukurbeln. Dies ist keine bloße Forderung von Unternehmern, sondern eine Notwendigkeit – schließlich wächst derzeit kein EU-Land schwächer als Österreich. Sogar frühere Krisenstaaten wie Griechenland, Portugal, Italien und Spanien verzeichnen ein stärkeres Wachstum. Besonders entscheidend: Die in den letzten Jahren verfolgte Strategie, Gelder mit der Gießkanne zu verteilen, greift nicht. Es braucht gezielte Maßnahmen, vor allem in der regionalen Lebensmittelindustrie, um nachhaltig wirtschaftliche Dynamik zu erzeugen.“

Andreas Cretnik




Andreas Cretnik


© Alwera