Schwacher Auftritt beim FC Lugano –
Die Worte des YB-Captains müssen alarmieren
Die Young Boys geraten im Tessin früh in Rückstand und sind dann zu keiner Reaktion fähig. Loris Benito hatte schon vor dem Anpfiff ein schlechtes Gefühl.
So sieht Enttäuschung aus: Lukasz Lakomy und Filip Ugrinic sind nach der Niederlage in Lugano bedient.
Foto: Claudio De Capitani (Freshfocus)
Und dann herrscht schon wieder Ernüchterung. Dabei wähnten sich die Young Boys im Aufschwung, weil sie im ersten Spiel unter Interimstrainer Joël Magnin Luzern knapp bezwangen und Inter in der Champions League lange bedrängten. Da stimmte bloss das Resultat nicht (0:1).
Am Sonntag in Lugano passt weder die Leistung noch das Ergebnis. 0:2 verlieren die Berner, das Verdikt ist gerecht. Nur eine Mannschaft wirkt wie ein Spitzenteam. Die Tessiner sind erst effizient und bringen dann den Vorsprung mühelos über die Zeit. Einst war es in Duellen dieser Clubs gerade umgekehrt.
YB fehlt es dagegen an Ideen, an Stabilität und – das ist das Alarmierendste – auch an Einsatz. So jedenfalls sieht das Captain Loris Benito. Er habe schon beim Aufwärmen gespürt, dass gewisse Spieler die Handbremse angezogen hätten, erzählt er. Er versuchte, seine Kollegen mit einer Ansprache vor der Partie wachzurütteln, sein Trainer probierte dasselbe noch einmal in der Halbzeit. Vergebens. Magnin sagt: «Uns fehlte die Entschlossenheit. Wir kamen zu wenig zum Flanken, hatten zu wenige Szenen im Strafraum.»
Und das in einem Spiel, in dem die Young Boys eine für sie aufbauende Woche mit einem Ausrufezeichen hätten abschliessen können. Dass stattdessen danach über fehlenden Einsatz gesprochen werden muss, legt wieder einmal den Mangel an Führungsspielern offen. Schon am Mittwoch empfängt YB den FC Basel. Eine Reaktion wird dann gefragt sein.
Magnin rotiert kräftig
In Lugano setzt Magnin sein kräftiges Rotieren fort, erneut baut er sein Team auf sieben Positionen um. Und vertraut fast auf dieselbe Aufstellung wie beim 2:1 gegen Luzern. Einzige Veränderung: Anel Husic rückt für den verletzten Mohamed Ali Camara in die Innenverteidigung.
Schon vor dem Bekanntwerden von Camaras Ausfall letzten Freitag war das Abwehrzentrum die Problemzone schlechthin, die Muskelverletzung des Guineers hat die Lage noch einmal deutlich verschärft. Das liegt auch daran, dass Husic seit seinem Wechsel nach Bern letzten Winter nicht hat zeigen können, den Ansprüchen zu genügen. In Lugano kommt zudem der 22-jährige Sadin Crnovrsanin erstmals überhaupt in dieser Saison zu einem Teileinsatz. Er habe «volles Vertrauen» in Husic und Crnovrsanin, befindet Magnin vor der Partie. Was soll er sonst auch sagen?
In Tat und Wahrheit dürfte Magnin besorgt sein. Er hätte wohl Sandro Lauper gegenüber Husic den Vorzug gegeben, doch der Mittelfeldspieler sitzt in Lugano seine zweite Spielsperre ab.
Husic müsste Rot sehen
Es wäre unfair, sämtliche Unzulänglichkeiten der Abwehr an Husic festzumachen. Beim 0:1 durch Ignacio Aliseda hebt Abdou Conté das Offside auf (18.). Und Benito hat längst nicht seine Topform erreicht, nicht nur vor dem 0:2 kommt er einen Schritt zu spät, als er den überragenden Aliseda nicht am Flanken hindert. Zudem kann Husic nichts dafür, fühlt sich keiner der Mittelfeldspieler zuständig für den aufgerückten Torschützen Mahmoud (33.).
Hat keinen Grund zum Reklamieren: Statt Gelb hätte Anel Husic Rot sehen müssen.
Foto: Claudio De Capitani (Freshfocus)
Und doch: Husic ist ein Unsicherheitsfaktor. Er hat Glück, sieht er in der 36. Minute nicht die Rote Karte. Sein Foul ist übel, mit offener Sohle trifft er Martim Marques oberhalb des Knöchels. Der VAR greift sonderbarerweise nicht ein und belässt es bei der Verwarnung für den YB-Verteidiger.
In elf Ligaspielen hat YB immer mindestens ein Tor erhalten, das ist keine Basis für eine Aufholjagd. Aber die Abwehr ist längst nicht das einzige Problem. Der Auftritt der Offensive gerät uninspiriert. Die Young Boys haben zwischen dem ersten und dem zweiten Gegentor eine gute Phase, als Darian Males mit einem Schlenzer knapp verfehlt und Joël Monteiro nach herrlicher Absatz-Vorlage von Filip Ugrinic an Luganos Goalie Amir Saipi scheitert. Ansonsten können die Berner die Tessiner kaum fordern.
Auch die Auswechslungen bewirken nichts
Magnin bringt nach der Pause erst Jaouen Hadjam und Lukasz Lakomy, dann auch noch Alan Virginius und Silvere Ganvoula. Aber das Bild, das YB abgibt, bleibt trist. Es dauert bis zur 72. Minute, bis sich die Young Boys wieder eine Chance erspielen. Cedric Itten scheitert nach einem Corner aus kurzer Distanz mit dem Kopf am reaktionsschnellen Saipi.
Natürlich, auswärts in Lugano, das ist eine schwierige Aufgabe, aber eine einzige Chance in der zweiten Halbzeit? Das ist zu wenig, viel zu wenig. Zumal die Tessiner noch am Donnerstagabend in der Conference League in Tschechien im Einsatz standen.
So wird die Partie zum Abbild der Tabelle. In dieser liegt Lugano nach elf Partien zwölf Punkte vor YB. Es sind Welten. Ob der Aufschwung schon wieder vorbei sei, wird Loris Benito noch gefragt. Er sagt: «So fühlt es sich an.»
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Lugano – YB 2:0 (2:0)
Stadio di Cornaredo. – 4896 Zuschauer.
Tore: 18. Aliseda 1:0. 33. Mahmoud 2:0.
YB: von Ballmoos; Athekame, Benito, Husic (70. Crnovrsanin), Conté (46. Hadjam); Males, Niasse (46. Lakomy), Ugrinic, Monteiro (57. Virginius); Elia (57. Ganvoula), Itten.
Bemerkungen: YB ohne Camara, Zoukrou, Pfeiffer, Chaiwa, Janko, F. Conte (verletzt), Lauper (gesperrt).
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