Mit Mut, Mörtel und ohne Millionen (10) | die nordstory | NDR Doku



Mit Mut, Mörtel und ohne Millionen (10) | die nordstory | NDR Doku

Untertitel: Norddeutscher Rundfunk 2024 Hier ist es glatt. Es war Liebe auf den ersten Blick. Aufpassen! Sandra und Lars Lüke haben ihren Gefühlen freien Lauf gelassen und Ja gesagt. Beim Notar. Dem Charme des maroden Gutshauses konnten sie nicht widerstehen. Sie haben den Kaufvertrag gerade unterschrieben. Sie können es noch gar nicht fassen,

Dass die geheimnisvolle Schönheit jetzt ihnen gehört. Obwohl es noch ein wenig zu tun gibt in und an der Immobilie. Was machen wir heute? Steine räumen. Alle Steine beiseite schaffen, die noch halbwegs in Ordnung sind. Okay, ich mach vielleicht ein paar Bäume weg, dass wir uns besser bewegen können. Ich hab’s gesehen und dachte:

Das darf nicht verfallen, das müssen wir retten. Ich hab mich lange nicht getraut, das Sandra vorzustellen. Irgendwann hab ich gesagt, ich muss dir was erzählen. Du hast gesagt: “Ich muss dir was beichten, wir müssen mal wohin fahren.” Ich dachte: Oh mein Gott, was kommt jetzt? Andere Frau. Ja, das war der erste Gedanke.

Aber ich dachte: Nee, kann irgendwie nicht sein. Dann hast du gesagt: “Ich hab ‘n Haus gefunden.” Du meine Güte, noch ‘n Haus? Als hätten wir nicht genug zu tun. Dann sind wir hierhin gefahren. Wir sind auf den Hof gekommen – da war es auch um mich geschehen. Es ist das Gutshaus von Sültenhof-Briggow,

Das es den beiden angetan hat. Der nächste größere Ort ist Neubrandenburg, 25 km entfernt. Die Vorderfront ist noch ganz passabel – wenigstens optisch. Doch der Bau steht seit 50 Jahren leer. Die Gemeinde hat zwar ein kleines Notdach spendiert und den Bau gesichert. Aber der Dachstuhl ist teilweise eingestürzt.

Von oben drohen herabstürzende Dachpfannen und Ziegel. Eine gefährliche Ruine – da geht nichts ohne Schutzausrüstung, auch wenn für Sandra erst mal nur ihr Skihelm herhalten muss. Bei ihrem Töchterchen ist gerade die Kinderbetreuung ausgefallen. Deshalb ist sie ausnahmsweise dabei, geschützt mit Fahrradhelm. Hier ist natürlich böse. Bei jedem Wind und Regen geht’s hier durch.

Die Balken, glaube ich, müssen wir alle austauschen. Das muss alles raus. Seit den 70er-Jahren ist das Haus verlassen. Seitdem nagt der Verfall an Balken, Dielen und Ziegelsteinen. Aber der Gang in so ein Haus ist auch wieder mal eine Zeitreise. Sandra und Lars sind jedenfalls hin und weg. Ah, Scheiße.

Vielleicht sollten wir draußen lieber erst mal die Steine machen? Und dann später hier weiter. Hier unten ist schön zu sehen, dass noch relativ viel drin ist, auch wenn’s kaputt ist. Wir haben noch Fensterzargen, die Türleisten, die alten Türen. Wir haben noch die alte Treppe. Den Ofen. Da drin sind noch alte Öfen.

Es ist nicht komplett geplündert. Selbst der Boden, auch wenn er hier durch ist … Hier ist offensichtlich vorbei. Aber weiter da ist es wahrscheinlich noch möglich, ihn wieder zu schleifen. In vielen Gutshäuser ist ja alles rausgerissen. Das ist hier nicht. In ein paar Jahren wollen sie selbst hier wohnen,

Wünschen sich Sandra und Lars. Sie stammt aus dem Erzgebirge, er kommt aus Westfalen. ♪ Rhythmische Klänge ♪ Im Gutshaus von Kobrow bei Rostock wirtschaftet seit 13 Jahren einer, der so eine Sanierung durchgehalten hat. Er machte das Haus vom Keller bis zum Turmzimmer wieder bewohnbar – mit Engelsgeduld und Liebe zum Detail.

Philipp Kaszay kann sich inzwischen immer mehr um die Gestaltung statt ums Grobe kümmern. Nur noch eine große Baustelle gibt es im Haus. Und da geht es gerade gut voran. Der Schauspieler und Gutshaus-Fan Olaf Ude aus Schwaben finanziert die Fertigstellung einer ganzen Wohnung. Damit er hier die nächsten zehn Jahre mietfrei leben kann.

Jetzt ist alles so weit vorbereitet und rausgerissen. Jetzt können wir neu aufbauen. Jetzt machen wir mit Heiko hier die Tür zu. Und dann geht es an die Böden, dann an die Elektrik – aber erst mal das Mauern. Neben dem Ersparten investiert Olaf auch seine “Muskelhypothek” – als Handlanger für Maurermeister Heiko Bischoff.

Von dem kann er noch viel lernen. Ist das dein Ernst, ‘n Zentimeter? Ja, die Arbeit muss man auch machen. Das sind entscheidende Zentimeter. Philipp, Heiko schickt mich. Zentimeter abschneiden, das darf ich noch nicht. Hier, der wird so eingesetzt. Okay, machen wir. Ich guck kurz zu,

Dann hab ich als Praktikant schon mal das Schneiden gesehen. Die Baustelle der künftigen Wohnung findet Olaf Ude ziemlich aufregend. Auch für Philipp Kaszay ist das Konzept mit dem Mitbewohner ein Abenteuer. Seit einem halben Jahr knuffen die beiden in Kobrow. Bis jetzt geht das noch ganz gut, würd ich sagen.

Wir begegnen uns mit Lächeln in der Frühe irgendwie. Und es geht ja früh los. Bei Philipp ist ab 8 Uhr Einsatz. Paula ist in der Schule, und dann geht’s hier los. Ja, muss ja! Bitte schön. Wir haben überlegt, ob ich das schon Sommer ’23 schaffe einzuziehen? Wahrscheinlich noch nicht ganz.

Mein Stammpersonal wird auch älter im Laufe der Zeit und hat deshalb auch nicht mehr ganz so viel Lust, was zu machen. 95 Quadratmeter hat die neue Wohnung im Erdgeschoss: Mit Fußbodenheizung, offener Küche und großen Fenstern in drei Himmelsrichtungen. Für den Lebensabend genau das Richtige, findet Olaf. Dafür lohnt es sich sogar,

Als Rentner wieder zum Lehrling zu werden. Fürn zweiten Tag ist das schon mal nicht schlecht. Das kann man gelten lassen. Er ist engagiert, sagen wir mal so. Er ist willig das ist schon mal das Entscheidende. Das ist … die halbe Miete. Ein denkwürdiger Tag. Ich hol ‘ne Zeitung, Philipp, wir haben was vor.

Nach alter Baumeistertradition wollen Olaf und Heiko eine aktuelle Zeitung in einer Mauer verstecken: Als kleinen Gruß an die Nachwelt. Wer weiß, wer die einmal finden wird, in ferner Zukunft. Die Überschrift: “Endlich im Arbeiter-Paradies?” Die hängen wir hin. Wenn das in 100 Jahren jemand findet, dann wundern die sich.

Ich find das ‘ne tolle Idee. Wie auch immer das Arbeiter-Paradies aussieht. Ist ja mit Fragezeichen. Endlich im Arbeiter-Paradies – zupp! Philipp Kaszay hat bald das ganze Haus in Ordnung gebracht. Nur das riesige Dach bereitet ihm Unbehagen. Lange hat er versucht zu verdrängen, dass noch unangenehme Überraschungen hier oben auf ihn warten.

Im Dach waren jahrzehntelang Menschen untergebracht und haben ihre Spuren hinterlassen. Nach dem Krieg hausten hier Flüchtlinge. In der DDR zimmerten sich Familien, die im Gutshaus lebten, Extra-Wohnräume und Bäder hinein – mehr schlecht als recht. Feuchtigkeit von innen und Regenwasser von außen haben dem Dachstuhl zugesetzt.

Und das kommt jetzt ans Tageslicht, nach einer Entrümpelungsaktion. Da fehlt wohl irgendwie ein Stück Balken. So bisschen, also … Eigentlich wäre hier … Der müsste ja hier so durchlaufen. Dann würde der hier aufliegen, aber da liegt auch nix mehr auf. Das muss ein alter Schaden sein, weil das ist hier die Kehle.

Da ist halt immer das Wasser gestanden. Wenn die Dachrinnen kaputt waren, staut sich das zurück, und dann fault der Balken. Das sieht man auch: Er ist nach oben weggefault. Und wenn dieses Blech undicht ist und immer von oben Wasser nachläuft, kann sich der Schwamm oder was auch immer munter weiter ausbreiten.

Aber was soll er machen? Für eine Dachsanierung fehlt ihm bisher das Geld. Das kostet schnell mal ein paar Zehntausend Euro. Das Dach ist im Gutshaus von Dahlen bei Neubrandenburg kein Problem. Hier ist es eher die schiere Größe des Objektes. Die neuen Eigentümer haben sich immerhin im alten Speisesaal wohnlich eingerichtet.

Der Schreibtisch von Felix Garten ist gerade verwaist. Der Doktorand der Soziologie befindet sich auf Forschungsreise. Seine Freundin Giulia Martinez kann nicht über Langeweile klagen. Mit dem Malermeister und Restaurator Harald Fahrnschon erlebt sie gerade ein kleines Abenteuer an der Zimmerdecke. Bei dem Gelben muss man vorsichtig sein. Es geht viel schneller zu zweit, oder?

Ja – jeder ‘ne Blume. Beim letzten Mal war es so um die Viertelstunde für eine. Da können wir mal ausrechnen, wie viele hier noch sind. Das Raue hier oben, da haben sie mal nachgearbeitet. Man hat gar keine Ahnung, was sich da alles verbirgt. Und irgendwann beschäftigt man sich wirklich mit dem Raum.

Und dann findet man Dinge, die die Spuren der Zeit sind. Das ist total beeindruckend. Guck mal, da kommt doch was. Ein bisschen Gelb hab ich noch gefunden. Ganz eigenartig … Das ist auf jeden Fall Bauzeit. Das ist die unterste Schicht und das ist von 1806, aus der Zeit, wo es gebaut wurde.

Spannend war auch, dass uns eine Runge-Expertin gefragt hat, ob nicht bei uns auch dieser Farbton an der Wand ist. Dann hat Harald die Blümchen entdeckt und wir konnten das bejahen. Philipp Otto Runge war ein Freund Goethes und ist fast so berühmt wie Caspar David Friedrich. Runges Schwester Dorothea

Hat das Gutshaus von Dahlen errichten lassen. Überall finden wir kleinen Botschaften der Zeit. Das ist atemberaubend. Ein bisschen Schatzgräberstimmung schafft das. Harald Fahrnschon hat Giulias und Felix’ Gutshausprojekt im NDR gesehen. Er reiste aus der Pfalz nach Dahlen, ließ sich den Saal zeigen und begann, an der Decke zu kratzen:

Er landete sofort einen Volltreffer. Das ist typisch für Philipp Otto Runge. Genau diese Sachen sieht man halt bei ihm in den Skizzen: Dreiecke mit Strichen und Bordüren. Spannend wäre der Verlauf. Hier haben wir das Band, was hier durchgeht. Wie ist der Verlauf zu diesem Band hin?

Der etwas klobige Kasten könnte durch den Runge-Faktor zu einem Wallfahrtsort werden. Ein Haus, was von außen relativ grau aussieht und erst mal super unscheinbar, zeigt auf einmal eine Deckenmalerei. Und wenn die dann von Philipp Otto Runge ist, ist das eine Riesen-Sensation. Leider ist der größte Teil der Deckenbemalung im Laufe der Zeit

Unwiederbringlich verloren gegangen. Wir würden das super gerne noch mal genauer untersuchen lassen. Wir sind auf der Suche nach Leuten, die sich da besser mit den Malereien von Philipp Otto Runge auskennen. Vielleicht auch die Familie selbst. Dass man noch mal schaut: Gibt’s irgendwo noch Skizzen? Giulia Martinez bleibt wie immer optimistisch.

Ohne Optimismus geht es auch nicht bei einem Gutshausprojekt. Auch nicht in Sültenhof-Briggow, wo das erste Mal Hand angelegt wird: Von den neuen Eigentümern Sandra und Lars Lüke. * Kettensägen-Brummen * In 50 Jahren Leerstand hat sich die Natur schon eine Menge Gutshaus zurückerobert: Holunder im Fundament, Birken im Mauerwerk, Brombeerbüsche überall.

Das muss alles verschwinden. Und noch rackern hier Lars und Sandra allein. Jetzt haben wir ein bisschen Luft, dass wir uns hier ein bisschen bewegen können. Der Baum hat dich fast erschlagen. Das schätzt man immer falsch ein. Im Innenhof, in der Ecke, stand einst ein Turm. Der ist irgendwann zusammengebrochen.

Der moderige Schuttberg kommt als nächstes weg. Man kann hier nichts kaputtmachen. Das ist das Gute. Und man kann … … richtig … Ah … Und das Schöne ist ja, dass man das Haus davon befreit. Es geht ja auch darum, mal freizumachen, Luft zu machen. Wenn wir dann hier den ersten Steinhaufen weghaben …

Ich freu mich schon auf das Gefühl: Wow, das haben wir schon geschafft. Die Ziegel sind nass, aber noch recht gut erhalten. Wenn die durchtrocknen, kann man die auch wieder benutzen. Die werden teuer gehandelt. Im historischen Baustoffhandel bezahlst du richtig Geld dafür. Darum wäre es nicht schlau, soweit sie noch intakt sind,

Nicht zu versuchen, sie wieder zu benutzen. Die beiden wissen, was sie tun. Sie haben in einem Nachbardorf schon einen Schnitterkaten saniert und einen verfallenen Kuhstall wieder benutzbar gemacht. Ich finde das so beeindruckend, was die Menschen damals geleistet haben. Die hatten ja meistens nur Pferde und ‘ne Kutsche, vielleicht ‘nen Flaschenzug.

Ich finde, dass man das einfach erhalten muss. Die Leute haben sich mit den Materialien damals einfach unfassbar viel Mühe gegeben. Ich habe ganz großen Respekt vor dieser Leistung. Deswegen schreckt sie der Zustand des Gebäudes auch nicht. In das Gutshaus von Sültenhof wollen sie in ein paar Jahren selbst einziehen.

Eine weitere Einzelkämpferin repariert seit drei Jahren das Gutshaus Eickelberg bei Sternberg. Auch sie hat die Nerven behalten, und ist gar nicht mehr so allein. Immer wieder startet sie Arbeitseinsätze in dem riesigen Haus. Diesmal ist es sogar eine ganze Woche: Ein Seminar für das Bauen mit Lehm. Der Baustoff Lehm ist historisch passend

Und ökologisch einwandfrei. Die Teilnehmer bezahlen eine Gebühr von 200 Euro für den Kurs mit Seminarleiter Michael Weser. Das hat die Bauherrin Anja Kannenberg geschickt eingefädelt. Sie kommt dadurch gut voran mit den Putzarbeiten im Obergeschoss. Das ist ‘ne Win-win-Situation. Die arbeiten ja nicht nur für mich, sondern können auch was lernen.

Ich hab ja extra einen erfahrenen Lehmbauer eingeladen, der uns was beibringt und uns verschiedene Möglichkeiten zeigt. Und die Leute können das dann mit nach Hause nehmen und im eigenen Haus anwenden. Michael ist gelernter Maurer und hat dann auf Erzieher umgeschult. Im Lehm-Seminar kommt beides zusammen. Das wird etwa einen halben Zentimeter

Bis acht Millimeter auftragen. So, fertig ist die Laube – erst mal. Ich hab’s relativ glatt aufgezogen. Jetzt warten wir ‘ne halbe Stunde, bis es so leicht hart ist. Dann kann man das verreiben. Sechs zahlende Teilnehmer tauchen ein in die matschige Materie. Das ist nicht der Anspruch eines Seminars.

Ich mach hier keine tiefen Einführungen in Lehm oder theoretische Fortbildungen. Ich hab Bücher mitgebracht und geb mein Wissen praktisch weiter. Es ist wie ‘ne Mitmach-Baustelle. Es macht einfach Spaß. Mit kleinen Kniffen schaffen sie es, ganz viel Material zu bewegen. Wir hatten hier eine Stelle im Haus … Hier war früher ein Fußboden.

Aber da war so viel Schaden, dass wir ein Loch im Boden hatten. Die Möglichkeit nutzen wir einfach und können auf kurzem Wege das Material hochfahren. Achtung, Eimer fällt! Mach voll, Miriam! Hinterm Haus warten 3,5 Tonnen trockener Lehmputz auf die Verarbeitung im Gutshaus. Gerade Naturbaustoffe sind ja … Da kann man einfach viel lernen,

Wenn man’s macht und durch die Anwendung. Das gefällt mir sehr. Im Prinzip ist es ganz einfach. Man braucht nur viel Übung. Das ist in einer Woche natürlich nicht so einfach. Aber wir machen uns ganz gut, glaube ich. Anja Kannenberg weiß noch gar nicht, was genau sie mit dem Haus später anfangen will.

Trotzdem hat sie eine Art von Plan. Das Konzept ist: genau wie vorher nur wieder heil. Und es ist natürlich schön, wenn wir die Zimmer wieder so herrichten können, dass man wieder da wohnen kann. Das ist eigentlich der Traum. Dafür müssen wir erst mal Lehm an die Wände bringen.

In zwei Räumen arbeiten Anja, der Lehmbaumeister Michael und die Seminarteilnehmer. Aber das Haus hat über 40 Zimmer, Kammern und Kemenaten. Es wartet Arbeit ohne Ende. In manchen Morgenstunden wird der neuen Gutshausherrin deshalb angst und bange vor dem eigenen Projekt. Ja, ungefähr zweimal die Woche.

Aber wenn ich dann hier wieder mit den Leuten gemeinsam was mache, dann geht das schnell wieder weg. Man muss einfach optimistisch bleiben, sagt Anja. Man muss den Blick auf das Erreichte richten und nicht nur auf das, was noch zu tun ist. ♪ Entspannte Klänge ♪

Für die Gutshausretter geht ein arbeitsreicher Sommer ins Land, mit launischem, wechselhaftem Wetter. Mal ist es zu warm, mal zu kalt. Erst ist es zu trocken, dann viel zu nass. Der Herbst dagegen zeigt sich von seiner besten Seite. Und dass sich das Durchhalten lohnt, auch wenn Schwierigkeiten auftauchen,

Zeigt sich im Gutshaus Scharpzow bei Malchin. Das Dach ist endlich vollständig saniert. Und innen kann ein frischvermähltes Gutshausretterpärchen schon ganz komfortabel wohnen. Sogar einen Salon für Gäste gibt es schon im Erdgeschoss. Und dahinter den großen Saal. Es gibt Türen und Fenster, nur die Decke hat noch ein Loch.

Das wollen Nina Hollensteiner und Albrecht Pischel nun in Angriff nehmen. Sie müssen aber erst mal Geld einsammeln für das Projekt. Und wenn ich die Platte und du das Gerüst nimmst? Genau. Wir haben heute Abend ein kleines Konzert. Wir haben von unseren Freunden ein Cello-Konzert als Benefizkonzert für die Sanierung unserer Saaldecke geschenkt bekommen.

Wir sehen gerade unseren Atem. Damit wir bald Veranstaltungen und Konzerte im Saal machen können, ohne dass alle frieren. Oben wurde wieder was kaputt gemacht, was zunächst intakt erschien. Das war Schwammbefall. Es mussten neue Balkenköpfe eingelascht werden. Da mussten wir wieder die ganze Decke kaputt machen. Dielen oben auch alle raus.

Da hat man erst mal ein paar Löcher in der Decke. Nina und Albrecht leben seit Jahren auf einer Baustelle, verlieren aber nie die schönen Dinge aus dem Blick. Ziehen wir den erst so rüber und rollen ihn dann ab. So würde ich das mal probieren.

Der Riesenteppich passt perfekt auf den frischen Dielenfußboden im Saal. Das gute Stück haben sie in einem benachbarten Gutshaus ersteigert – für einen stolzen Preis. Aber so ein Teppich musste es schon sein. Er bringt Wohnlichkeit und Wohlgefühl und hält die Wärme besser. Noch haben wir ja keine Wärme, da kann sie auch nicht entweichen.

Das ist der Vorteil. Draußen: leichter Bodenfrost. Der Künstler kommt mit seiner Begleitung. Johannes Groh und seine Frau Angelika sind Gutshaus-Fans. Die beiden wohnen selbst in einem historischen Stadtpalais in der Residenzstadt Neustrelitz. Sehr schön. Ich bin gespannt auf den Klang. Die beiden haben ja unlängst geheiratet.

Und einem armen Musiker, der selber ein Stadtpalais bewohnt, fällt nichts Besseres ein, als sich selbst zu schenken. Und was spielt ein einsamer Musiker, der Cellist ist? Bach! Die Luft im Saal ist kalt und feucht. Johannes spielt sich warm. Er verfolgt die Fortschritte in Scharpzow mit großem Interesse. Es ist ja ein Segen,

Dass manche Leute so verrückt sind sich solchen Sachen zu widmen: Mit meistens wenig Geld, aber viel Idealismus. Es ist großartig, wie Nina und Albrecht das machen, dass sie eben in kleinen Schritten vorankommen. Aber diese Schritte haben alle so einen Liebreiz, eine Ästhetik. Das kann man in jeder Phase erleben und mit Leben erfüllen.

Und dann ist man mit ihnen beglückt über das Geschaffte, auch wenn noch so viel zu tun ist. Im Gutshaus Rensow ist abends immer was los. Diesmal sind keine normalen Urlaubsgäste im Haus. Es ist eine Abordnung der Jungen Union. Die Nachwuchspolitiker halten in Rensow eine kleine Tagung ab, auf Einladung von Hausherr Knut Splett-Henning.

Ich freue mich, euch begrüßen zu dürfen zu unserer Mitgliederversammlung im Jahr 2023 bei Knut. Danke, dass wir bei dir sein dürfen. Ich stelle fest, dass form- und fristgerecht geladen wurde. Kurz zu meiner Person: Ich bin eigentlich auch aus der JU, das ist schon paar Jahre her.

’86 bin ich da eingetreten und ’87 in die CDU eingetreten. Womit wir beim Thema wären: Ich bin nominiert als Kandidat für die Europawahl in der nächsten Woche. Und ich würde da gerne am 3. November antreten. Ich werde euch nicht behelligen während der Veranstaltung, denn ich muss noch das Essen machen.

Der Hausherr will den Abend nutzen, um etwas Werbung für sich zu machen. Denn Gutshäuser retten macht ihm zwar Riesenspaß, aber große Politik vielleicht noch mehr. Außerdem ist er glühender Europa-Fan. Wir haben Landesdelegiertentag. Da werde ich gucken, ob man mich als Überraschungskandidat für den Listenplatz 1 vorschlägt.

Ich bin da nicht so zuversichtlich, dass das klappen wird. Aber wenn man nicht zielt, kann man auch nicht treffen. Man muss auch manchmal für seine Dinge einstehen und gucken, was da draus wird. Seit Wochen versucht er, den Parteifreunden seine Kandidatur schmackhaft zu machen. Um vielleicht selbst zum Favoriten für die Europawahl aufzusteigen.

Das ist meine fantastische Kampagne: “Knut wählen, ich bin kein Politiker.” Das ist quasi mein Wahlslogan. Das wird dann so gefaltet – das sind 21 mal 21 Zentimeter. Das ist gerade in die Druckerei gegangen. Ich hatte das noch gar nicht gesehen. Das ist dann quasi innen drin. Das ist dann so rum.

Mein Bild ist dann halt “Knut auf der Baustelle”. Jetzt geht es in den Endspurt: Für das Abendessen mit den jugendlichen Christdemokraten und für seine Karriere als möglicher Europa-Abgeordneter. Rückenwind kommt auch von Christina. Einer muss das machen und wenn das kein anderer macht … Knut ist bekannt mit diesen hoffnungslosen Fällen –

Wie ich und die Häuser. Warum nicht das hier, wa, Knut? So ist das. Schauen wir mal. Nur noch wenige Tage sind es bis zur Delegiertenkonferenz der CDU in Rostock. Dort wartet auf Knut die Stunde der Wahrheit. Die Gäste strömen in Scharen nach Scharpzow.

Geht’s schon um die letzten Plätze, oder haben wir die ersten Plätze? Genau im Mittelfeld. 15 Euro pro Person kostet der Eintritt. 20 Gäste haben vorbestellt. Im Saal gibt es noch kein elektrisches Licht. Aber Nina hat Kerzen in Hülle und Fülle zur Verfügung. Die spenden auch etwas Wärme.

Und Albrecht verteilt Aperol Spritz und Gin Tonics an die Gäste in der Gutshausbar. Das wärmt von innen. Es sind sogar 40 Gäste angereist. Herzlich willkommen, schön, dass ihr alle da seid. Wir freuen uns sehr, Johannes Groh aus Neustrelitz heute Abend hier zu haben. Er spielt ein Benefizkonzert,

Was er uns zur Hochzeit geschenkt hat. ♪ Getragene Cellomusik ♪ Es ist wieder mal einer dieser magischen Gutshausmomente: Nach Jahrzehnten des Leerstandes schallt handgemachte Musik durch das Gemäuer. Und Gäste lauschen verzückt. (Flüstert) Sehr beeindruckend. Zum ersten Mal, ein Konzert in den Räumen zu hören, ist schon toll. ♪ Getragene Cellomusik ♪

Im Gutshaus Kobrow bei Rostock klingt es im Spätherbst auch ein bisschen wie Musik. * Kreissäge * Eine Komposition für Kreissäge und Parkettleger-Hammer. Die letzte Wohnung im Haus ist bald fertig für seinen ersten Dauermieter, hofft Bauherr Philipp Kaszay. Das sieht ja schon gut aus. Läuft. Sehr schön.

Das ist jetzt bisschen Spielkram, das da so reinzubringen. Muss man mit Schlagen und Ziehen sich so durchspielen. Ich geh mal rüber. Fußbodenexperte Robert Hellz verlegt echtes Eichenholzparkett. Eine Woche arbeitet er schon daran. Es ist eine eigenständige Wohnung, die im Gutshaus Kobrow entsteht. Und die soll besonders schön werden. Heutzutage werden Fertigparkettböden verlegt.

‘nen Massiv-Eichenboden zu verlegen mit Schleifen und Versiegeln, das ist schon was Besonderes. Die linken Bretter liegen auf der rechten Seite. Ziel ist ja, dass man nicht sieht, was hier alles passiert ist. Sondern, dass man sagt: Okay, jetzt hat er den Boden mal geschliffen. Auch wenn viele Leute wissen, dass es nicht so war.

Aber ein Unbeteiligter soll dann reinkommen und sagen: Altes Haus, alter Boden und nicht was Modernes in dem Sinne. Handwerker, die gern in Gutshäusern arbeiten, sind schwer zu finden. Meistens nur über Empfehlungen und Mund-zu-Mund-Propaganda. Aber Robert Hellz wohnt direkt im Dorf. Wie man das halt so macht: Jemand kennt jemanden, der jemanden kennt,

Der so was machen kann. Weil das hier aufm Dorf seit Jahrhunderten so funktioniert. Und Robert ist das Gutshaus nicht ganz unbekannt. Ich war hier als Kind im Hort. Als Jugendlicher gab’s hier ‘nen Jugendklub. Paar Kumpels von mir haben hier gewohnt, die hat man auch besucht. Ist schon ‘ne besondere Verbindung.

So wie Robert fühlen sich viele Kobrower Familien noch mit dem Gutshaus verbunden. Zu DDR-Zeiten war’s ja noch so, dass das nach wie vor der Mittelpunkt vom Dorf war: Kindergarten, Konsum, Jugendklub. Das hier war die LPG-Küche. Da drüben war der Kulturraum. Viele Menschen hatten ‘ne Verbindung zu diesem Haus.

Es war ja immer ein öffentlicher Raum. Dann kam die Wende und die Häuser konnten nicht erhalten werden, sind privatisiert worden. Viele sind zusammengefallen, weil man auch nicht wusste: Was macht man mit so ‘ner Riesenhütte? Aber seit Philipp Kaszay hier wirkt, ist in wenigen Jahren so viel passiert, wie sonst nicht in Jahrzehnten.

Für das Haus und für den Bauherren scheint die Zeit zu rasen. Schnelligkeit ist nicht das Ausschlaggebende. Es muss ordentlich sein. Ich möchte Phillip auch eigentlich nicht so schnell wiedersehen, was den Fußboden angeht. Ich möchte ja, dass er damit zufrieden ist. Nicht so schnell wiedersehen ist gut.

Der Rest vom Eichenparkett taugt noch zum Anheizen für die vielen Öfen im Haus. Seine Betriebstemperatur hat Gutshausretter Knut Splett-Henning noch nicht ganz erreicht an diesem Abend Anfang November. Er ist etwas aufgeregt. Vor ihm liegt sein Auftritt auf der Landesdelegiertenversammlung der CDU in der Rostocker Stadthalle. Für ihn ein ungewohntes Parkett.

Aber Knut hat keine Angst vor großen Häusern. Es geht heute um die Spitzenkandidatur der CDU in Mecklenburg-Vorpommern. Ich werf meinen Hut in den Ring. Ich würd sagen, Chancen hat man immer. Wir werden es am Ende des Abends sehen. Ich geh nicht so davon aus, aber wir werden mal schauen.

Fast 200 Delegierte aus Mecklenburg-Vorpommern wählen heute ihren Spitzenkandidaten für die Europawahl. Der Favorit steht auf Listenplatz 1 und schon mitten im Saal: Ein CDU-Berufspolitiker aus Schwerin. Den möchte Knut vom Thron stoßen. Er selbst hat es nur auf Listenplatz 7 geschafft und so wie es aussieht keine Chance, weiter vorzurücken.

Gerade rechtzeitig ist Knuts Werbematerial geliefert worden. 500 Exemplare hat er drucken lassen … … und eine Website freigeschaltet. Spricht mehrere Sprachen, Dänisch, stammt aus dem Norden. Ist doch gut – wohnt hier. Liebe Delegierte … Vorsichtshalber gibt er noch einer kleinen Rede den letzten Schliff. Man weiß ja nie.

Es wird darum gehen, dass Mecklenburg-Vorpommern wieder eine starke Stimme in Brüssel erhält. Und diese Stimme kann nur von der Union kommen. Plötzlich eine kleine Sensation: Knut hat einen Fürsprecher im Saal. Ich schlage für den Listenplatz 1 Knut Splett-Henning vor. Ich habe den Eindruck, es geht nur um die Bestätigung einer schon vorliegenden Liste.

Ich hoffe, das ist nicht so und wir haben die Möglichkeit, das etwas interessanter zu machen. Der Gutshausretter darf tatsächlich als Herausforderer auf die Spitzenkandidatur antreten. Er soll sofort auf die Bühne. Damit hatte er nicht gerechnet. Guten Abend, mein Name ist Knut Splett-Henning. Ich bin noch 52 Jahre alt.

Ich kümmere mich seit 20 Jahren um das baukulturelle Erbe Mecklenburg-Vorpommerns. Plötzlich Gegenwind. Wir haben Ruinen vor dem Verfall bewahrt. Sie haben ja sehr viel studiert, auch sehr lange studiert. Da würde ich gern wissen, was für Abschlüsse Sie haben. Und Sie haben ja auch Kamerateams dabei:

Sind wir gerade irgendwo live auf Sendung bei Gutshäusern? Geht’s hier um Einschaltquoten oder um ernsthafte Europapolitik? Vielen Dank. Ähm … es wär mir … Nein, es ist mir … Ich war vorbereitet auf eine Vorstellung der Person. Es tut mit herzlich leid. Und der Gegenwind nimmt zu. Sie sind ja im Bauwesen.

Wollen Sie da was verändern oder was sind Ihre Themen? Ähm, ich glaube … Ich glaube … Ich glaube … Ähm, ich glaube, dass ich doch jetzt nicht weiterreden werde. Vielleicht ist Gutshäuser vor dem Verfall zu retten für ihn doch einfacher als der Tanz auf politischem Parkett.

Auf Kandidat Jascha Rainer Dopp entfielen 118 Stimmen. * Applaus * Auf den Kandidaten Knut Splett-Henning 16 Stimmen. Damit ist Jascha Rainer Dopp Spitzenkandidat mit 88,1 Prozent. Egal, sagt Knut. In fünf Jahren will er es wieder versuchen. * Applaus * Das Leben geht weiter. Das erkennt man auch daran, dass die Jahreszeiten wechseln.

Der Winter kündigt sich an – mit kalter Luft und Bodennebel. An der Gutshausruine von Sültenhof-Briggow läuft der erste richtige Arbeitseinsatz an. Sandra und Lars haben eine Woche Urlaub genommen und Helfer organisiert. Sandra arbeitet im digitalen Innovationszentrum Neubrandenburg. Lars ist angestellt bei einer Unternehmensberatung.

Erst jetzt konnten sie alle Räume des Hauses einmal richtig anschauen. Die waren vorher verschlossen. Direkt unter dem eingestürzten Dach ist das meiste zu tun. Vor allem stören morsche Balken, die in der Luft hängen. Und ein Ofen hat sich in einer Ecke verkeilt – über der abgestürzten Geschossdecke. Okay, und … Steht immer noch.

Wir bewegen jetzt den Balken im anderen Zimmer. Wenn das auch nicht klappt, dann dein Vorschlag mit dem Vorschlaghammer. Der Ofen wiegt fast 500 Kilo und schwebt gefährlich über ihren Köpfen. Der muss da oben weg. Ein Balken im Nebenraum hat den schweren Klotz eingeklemmt. Bewegt sich was? Nein. Vielleicht einen Millimeter, aber nicht viel.

Noch mal! Nichts machen, bitte. Oh, oh … Danke schön. 50 Jahre Stillstand, Regen: Da kann schon das Holz und der Lehm zum Teil nicht mehr widerstehen. Ich glaube, Sandra schafft das heute alleine, das rauszumachen. Mit Harald natürlich, und Karli, dem Minibagger. Aber nein, nein, wir sind tapfer dabei. Wir halten die Stimmung hoch.

Das wird schon – nach und nach. Anders geht’s ja nicht. Das Gute ist, der Raum da drüben hat nur die Hälfte der Größe dieses Raumes. Wenn wir die beiden Räume haben, ist das meiste eigentlich geschafft. Dann können wir einziehen. Der nächste Schwachpunkt ist loses Fachwerk, das auch kontrolliert zum Absturz gebracht werden muss.

Bald sollen hier auch echte Handwerker wirken. Denn nach dem Aufräumen wollen Sandra und Lars richtig Gas geben beim Gutshausretten. ♪ Atonale Klänge ♪ Anfang Dezember – ein überraschender Wintereinbruch: Zehn Tage lang Schneetreiben und Minusgrade. Das ganze Land liegt still, wie in Watte gepackt. Genauso plötzlich ist alles wieder vorbei.

Aber im Gutshaus Sommerfeld, dem Lieblingsprojekt von Knut Splett-Henning und Christina von Ahlefeldt, hat es den Schnee waagerecht durch offene Fenster getrieben. Die Spannung ist raus. Und auf der anderen Seite wieder da. Die Dielenfußböden sind noch ganz nass. Knut und Christina haben beschlossen, die letzten Fensterlöcher erst provisorisch zu verschließen.

Wir versuchen, alles etwas winterfest zu machen. Das geht erst mal wegen Regen und dass wir es ein bisschen mehr dicht kriegen. Auch wenn wir arbeiten im Winter, dass das nicht so windig. Wir haben das lange bewusst offengehalten, um das Haus zu trocknen. Mit Polyester statt Politik.

Im Dach von Haus Sommerfeld arbeitet der Zimmerer Stephan Linde, wie immer gern allein. Den ganzen Sommer hat er hier oben einen Balken nach dem anderen repariert oder ausgetauscht. Ganz behutsam und mit aufmerksamem Forscherblick. Denn es gibt immer noch viel zu entdecken. Kasse des Kreises Franzburg-Bath, Beitragsrechnung. Ich find’s immer total spannend.

Hier sind ganz viele Sachen, wo ich davorstehe und denke: wow! Der Dachstuhl, der hier abgerissen wurde, um diesen zu stellen: Die Hölzer, die noch gut waren, wurden hier wieder verbaut. Das find ich immer total spannend, so was nachzuverfolgen. Da sitz ich manchmal stundenlang und renn von einer Ecke zur anderen,

Um die Verbindungen zu finden. Er baut die uralten Lehmwickel der Geschossdecke vorsichtig aus, damit er den nächsten Eichenbalken anlaschen kann. Er braucht Platz für die Reparatur. Ich will nicht stören, aber ich hab hinten mal ‘ne Frage: Bei den Asbestplatten ist was runtergerutscht. Hast du auch schon gesehen, ne?

Ja, gucken wir uns nachher an, ob wir das dicht kriegen. Das fällt einem ja erst auf, wenn’s nass wird. Bei ein bisschen Nieselregen merkt man das nicht. Vielleicht war jetzt Wind von der Seite oder so. Knut und Familie wollen irgendwann mal selbst in Sommerfeld wohnen. Das Haus ist so herrlich alt!

Das findet auch der Zimmermann, der hier schon einige Festmeter neues Eichenholz eingebaut hat. Die Substanz, sagt Stephan, sieht schlimmer aus, als sie ist. Dem Balken selber geht es schon gut, aber dem Kopf nicht mehr. Es sind wirklich nur die ersten 30 bis 40 Zentimeter. Danach ist der top.

Mehrere 10.000 Euro haben Knut und Christina schon in das historisch wertvolle Herrenhaus investiert. Es ist in 350 Jahren oft umgebaut worden. Die beiden versuchen, dem Originalzustand so nahe wie möglich zu kommen. In Dänemark haben sie massenweise alte Fenster organisiert, optisch alle 1a. Aber die passen nicht so ganz in die Fensterlöcher.

Deshalb zieht es wie Hechtsuppe im ganzen Haus. Mit etwas Wolle von den eigenen Schafen aus Rensow bekommen sie die Ritzen dicht. Das kannst du mehr stopfen. Okay. Das lag in der Schafkneipe drinne. Und ich glaube, was Knut möchte machen … Wir machen erst mal eine Latte ran. Ich soll halten?

Ist ja egal, machen wir drei Schrauben. Jetzt ist es praktisch, dass wir das mal dicht haben. Ich wollte ganz gerne, dass man diese vier Räume auch nutzen kann. Die Holzverkleidung der Originalfenster tut’s auch noch mal. Nu hat er verloren! Das ist nicht unbedingt Raketenphysik.

Da ist die Holzchirurgie, die Stephan macht, was ganz anderes. Das würde ich mir nicht zutrauen. Aber Nägel rausziehen und so Sachen improvisieren … Aber letztendlich ist nicht nur das Ausführen einer Arbeit wichtig, sondern sich zu überlegen, wie man Dinge angeht. Und ich denk, da sind wir die Talente drin.

Das imponiert dem Bau-Profi Stephan Linde. Letztendlich geht es darum, die Substanz zu erhalten. Da kann man lange rumjammern: Es gibt keine Handwerker, will ja keiner machen. Die machen’s selber! Find ich super! Ist genau … mein Ding. Langsam, langsam, Stück für Stück. Und nebenbei das Heizen nicht vergessen.

Im Gutshaus Kobrow steigt der Holzbedarf gerade stark an. Allein an der Außentemperatur kann es nicht liegen. Philipp Kaszay hat seit einiger Zeit einen Dauergast im Haus. Und der hat auch seine Frau mit in den kalten Norden gebracht. Olaf und Monika Ude sanieren eine große Wohnung im Haus von Philipp Kaszay für den Eigenbedarf.

Demnächst wollen sie hier einziehen – für immer. Menschen, die dazu kommen, müssen sich auch erst dran gewöhnen, dass das andere Dimensionen sind, also in allem. Jetzt zum Beispiel mit der Holzvariante. Für ein Einfamilienhaus reicht dir das den Winter über. Uns reicht das ein bis zwei Wochen, je nachdem wie viele Gäste da sind.

Das dauert ja alles viel länger. Deswegen ist es jetzt gut, dass ich Unterstützung hab und wir das zu dritt machen. Wir brauchen natürlich mehr Holz, die haben auch zwei Öfen. Das ist ja wie überall. Man muss sich zuerst ein bisschen anfreunden, und dann geht das schon ganz gut.

Monika hat sich schon prima eingelebt in Mecklenburg. Es ist ja immer was zu tun. Dann fällt einem das Eingewöhnen ziemlich leicht. Ist auch hier net schwierig. Philipp ist nett, die Gäste sind meistens nett. Von daher ist das net sehr schwierig. Olaf Ude ist als Vorhut nach Kobrow gezogen,

Um den Ausbau der Wohnung voranzutreiben. Für ihn ein Abenteuer. Wie Philipp damals gesagt hat: “Komm mal einen Winter her. Und wenn du den überstehst, dann sehen wir weiter.” Den hab ich überstanden, es war sehr schön – auch hier mit dem Holz: Jede Reihe, die wir aufschichten, da geht mir das Herz auf.

Das bedeutet wieder etwas weniger Rennerei. Nur einen Putzfimmel darf man nicht haben hier auf dem Land: Beim Heizen mit Holz, mit Modder unter den Schuhen und jeder Menge Dreck und Staub. Es ist ganz praktisch, dann muss man nicht so oft sauber machen. Das wird eh gleich wieder dreckig.

Darum find ich das eher angenehm, net so viel putzen. Und a bissele Dreck ist auch gesund. So, fertsch. Mit schwäbischer Gründlichkeit geht es an die Fertigstellung der zukünftigen Behausung von Monika und Olaf Ude. Es fehlen noch Farbe an den Wänden, Fußbodenleisten, eine Küche und ein Bad.

Die letzte Wohnung im Haus soll ein Schmuckstück werden. Keine Kompromisse, alles perfekt. Aber das dauert eben. Die Farben nur für die Sockelleisten? Oder stellst dir auch vor: Türen und Türenrahmen? Genau, dann würde ich auch die Türzarge damit machen. Und dann gucken wir, was wir mit den Türen machen.

Das hätte ich mir vor einem Jahr nicht vorgestellt. Monika hätte sich’s wahrscheinlich ‘n halbes Jahr früher gewünscht. Nee, es passt schon alles so. Ihr hattet ja auch gesagt, dass euch das so gefällt, wie der Rest hier ist – dass das zum Äußeren passt.

Nicht dass du reinkommst und denkst: Oh, wo bin ich jetzt gelandet? Klar, ihr habt andere Möbel, die Einrichtung wird ein bisschen anders. Aber diese Grundräumlichkeiten, das sollte schon eine Richtung bleiben. Philipp könnte eigentlich aufatmen. Nach zwölf Jahren Arbeit ist Gutshaus Kobrow bald wieder komplett bewohnbar.

Es gibt ja noch ein kleines Problem an der Geschichte: das Dach. Das ist ja nicht besser geworden in den letzten zehn Jahren. Und es war ja vorher auch noch nicht ganz so gut. Es muss immer irgendwie weitergehen. Und man weiß nur nie genau, wie es weitergeht.

Es wäre auch zu schade, wenn wirklich alles fertig ist. Denn Fertigwerden ist nicht das Ziel, hat Philipp mal gesagt. Aber fertig geworden ist das neue Buch. Band drei “Mit Mut, Mörtel und ohne Millionen” – Schöner Wohnen mit den Gutshausrettern. Copyright Untertitel: NDR 2024

Das Gutshaus Sülten Hof in Briggow steht seit 50 Jahren leer und ist so verfallen, dass niemand sich dafür interessiert hat. Aber nun haben sich Lars Oliver Lüke und seine Frau Sandra Hals über Kopf in die Ruine verliebt. Sie legen sofort los mit der Sanierung und Renovierung und sind ein aufregender Neuzugang bei den Gutshausrettern.

Weitere Dokus findet ihr in der ARD Mediathek:
https://www.ardmediathek.de/dokus

Die beiden sind nicht allein. 2000 Gutsschlösser und Herrenhäuser gibt es in Mecklenburg-Vorpommern, viele davon verfallen. Aber 300 von ihnen sind wieder in der Obhut neuer Besitzer. Und die haben oft Sorgen so groß wie ihre überdimensionalen Häuser, bleiben aber auf Kurs.

Knut Splett-Henning und Christina von Ahlefeldt konzentrieren sich gerade auf das uralte Haus von Sommerfeld bei Stralsund. Hier wollen sie irgendwann einmal selbst einziehen.

Anja Kannenberg startet im Dörfchen Eickelberg in der Goldberger Seenlandschaft mit einem Lehmbauseminar die Innensanierung ihres Gutshauses.

Giuliana Martinez und ein Restaurator entdecken beim Putzabschlagen im Saal von Gutshaus Dahlen tatsächlich Fragmente einer Wandmalerei, die vielleicht sogar vom bedeutenden Maler Philipp Otto Runge stammen. Das wäre eine Sensation.

Philipp Kaszay in Kobrow freut sich über Verstärkung: Ein Ehepaar aus seiner alten Heimat Schwaben will fest ins Haus einziehen und saniert deshalb mit Philipp zusammen eine große Wohnung im Erdgeschoss.

Alle Folgen gibt es hier: https://www.youtube.com/playlist?list=PLMJjvZqoYSrBF1qWgDcez6Bf8CSDbFAwP

Mehr dazu:
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/die_nordstory/Alte-Bekannte-neue-Retter-und-ein-Sensationsfund,sendung1415882.html

Erstausstrahlung: 09.02.2024

#ndr #doku #hausretter

48 comments
  1. Gutshäuser rufen in mir starke nostalgische Gefühle hervor. Diese Baukultur hat schlicht einen starken Pathos.
    Ich assoziiere damit Ruhe, Schönheit, Besonnenheit und maßvolle Opulenz.

  2. Diese Leute sind wirklich verrückt. Ganz positiv verrückt. Retter von solchen Schätzen mit ganz viel Herz, Unmengen an Geld und Passion. Ich ziehe meinen Hut! 👒

  3. Ich hab' gerade keine Zeit, aber heute Abend, dann schaue ich's mir an und ab jetzt freue ich mir ein Loch in den Bauch! Danke, danke für die Fortsetzung!!!!🎉🎉🎉

  4. Die anderen Gutshäuser waren ja noch relativ okay, aber dieses Gutshaus ist wirklich Abrissreif. Glaube die beiden wissen nicht, auf sie sich da eingelassen haben

  5. Alter Falter……die ganze Arbeit 😅 Habe eine Eigentumswohnung auf links gedreht. Die Arbeit hat ( meistens) Spass gemacht. Aber die Handwerker die z.T. mal nötig waren, waren das anstrengende !

  6. Bei aller liebe zur Selbsterfüllung,
    das Kind mit einem Handy in der Hand sich selbst überlassen da sitzen lassen!
    Motorsäge an kein Gehörschutz usw. Leute ohne Worte !

  7. gibt es für solche Häuser keine Register also für verlassene Häuser ohne Besitzer das wäre doch gut weil dann müssten Leute wo sie hingehen könnten um sich ein altes Haus anzugucken

  8. 100l Diesel für eine dicke Schubraupe wäre die vernünftigste Investition in diese Ruine … Altes erhalten und herrichten, schön und gut ,,, aber hier ist man meines Erachtens 20 Jahre zu spät zu dieser Erkenntnis gekommen … das wird ein ewiger Kompromiss bleiben, egal ob mit oder ohne dickem Geldbeutel …

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