Im Video: Neubau-Albtraum – Baufirma geht bankrott und treibt über 100 Käufer in finanzielle Desaster

Im Juli registrierte das Statistische Bundesamt 13,5 Prozent mehr Insolvenzen in Deutschland als ein Jahr zuvor. Während einige Unternehmen noch verzweifelt nach Lösungen suchen, haben andere bereits die Schotten dicht gemacht.

Ein Großteil der betroffenen Firmen gab still und leise auf, nur elf Prozent der Schließungen sind die Folge einer Insolvenz. „Hauptgrund für eine Schließung ist, dass sich das Unternehmen wirtschaftlich nicht mehr lohnt”, sagt Sandra Gottschalk vom ZEW-Forschungsbereich „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“.

Diese Firmen ringen ums Überleben – und diese haben schon aufgegeben

Die prominenteste Insolvenz ist wohl jene von Frischhaltedosen-Spezialist Tupperware. Nach jahrelangen Problemen stellte das Unternehmen vor wenigen Wochen einen Insolvenzantrag in den USA. Die Firma strebt einen Verkauf an und will bis dahin weiterarbeiten. Ob und inwiefern das Deutschlandgeschäft davon betroffen ist, bleibt unklar. Die österreichische Tochter stellte Anfang Oktober ebenfalls einen Insolvenzantrag. In jedem Fall laufen die Geschäfte vorerst weiter.

Besonders auffällig waren in diesem Jahr die Insolvenzen der Marken Esprit und Scotch & Soda. Esprit plant, bis Ende des Jahres alle 56 Filialen in Deutschland zu schließen. Scotch & Soda hat das stationäre Deutschlandgeschäft bereits eingestellt. Hunderte Mitarbeiter wurden entlassen.

Viele Unternehmen entscheiden sich bewusst für eine Insolvenz, um ihre Mitarbeiter zu schützen. Das Beispiel des Osnabrücker Pralinenherstellers Leysieffer zeigt: Ohne Insolvenz warten Angestellte  über Monate vergeblich auf ihr Geld. Durch einen Insolvenzantrag sind Gehälter über das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit für drei Monate gesichert.

Jüngster Insolvenzfall ist übrigens der Metallbetrieb SiSS in Baden-Baden-Steinbach. Und auch das Kulmbacher Traditionsunternehmen Schrutka-Peukert hat wegen schlechter Auftragslage Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen stattet bundesweit Metzgereien und Bäckereien mit Ladeneinrichtungen aus.

Autozulieferer besonders hart getroffen  

Die aktuelle Insolvenzwelle trifft vor allem Automobilzulieferer hart.

So musste neben dem Kunststoffteilehersteller New Albea in Seelbach im Schwarzwald auch die Federnfabrik Erwin Lutz in Eningen sowie der Wuppertaler Zulieferer WKW, der Zierleisten für Mercedes, BMW und VW produziert, im Hochsommer Insolvenz anmelden. Auch Recaro Automotive, ein Hersteller von Autositzen für Marken wie Aston Martin, BMW, Lamborghini, Mercedes und VW, ist insolvent. Das Unternehmen erzielte zuletzt einen Umsatz von rund 50 Millionen Euro. Nun bangen 215 Beschäftigte am Standort Kirchheim unter Teck um ihre Arbeitsplätze.

Der Grund liegt darin, dass insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen Schwierigkeiten haben, den Wandel zur Elektromobilität zu bewältigen. Aber auch größere Zulieferer mit besseren finanziellen Reserven stehen vor Herausforderungen.

Auch bei ZF, einem der weltweit führenden Automobilzulieferer mit etwa 169.000 Beschäftigten an 160 Standorten in 30 Ländern, ist die Lage angespannt. Laut Angaben des Betriebsrats droht dem Unternehmen mit Sitz am Bodensee ein massiver Stellenabbau. ZF gehört mehrheitlich zur Zeppelin-Stiftung der Stadt Friedrichshafen und erzielte 2023 einen Umsatz von rund 46,6 Milliarden Euro.

Was muss Deutschland genau tun, um die Pleite-Welle zu stoppen?

Deutschland steht am Scheideweg. Jetzt sind entschlossene Maßnahmen gefragt, um die drohende Pleite-Welle zu stoppen und die Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen! Doch was muss jetzt getan werden, um das Schlimmste zu verhindern? FOCUS online liefert den Zehn-Punkte-Plan.

1. Bürokratieabbau: Weg mit den Papierbergen!

Eine der Hauptklagen vieler Unternehmen sind die hohen bürokratischen Hürden. Die Politik muss darauf hinarbeiten, Verwaltungsprozesse zu vereinfachen und zu beschleunigen. Dies kann durch Digitalisierung und den Abbau unnötiger Vorschriften geschehen.

2. Arbeits- und Energiekosten senken: Kostenfresser bekämpfen!

Die hohen Arbeits- und Energiekosten rauben den Unternehmen den letzten Nerv. Subventionen für Energieeffizienzmaßnahmen und Steuererleichterungen könnten hier Abhilfe schaffen. Zudem sollte die Förderung erneuerbarer Energien vorangetrieben werden, um die Energiekosten langfristig zu senken.

3. Innovationskraft stärken: Forschung und Entwicklung fördern!

Besonders forschungsintensive Unternehmen sind von Schließungen betroffen. Staatliche Förderprogramme für Forschung und Entwicklung sowie Anreize für Investitionen in Innovationen könnten diesen Unternehmen helfen, sich besser am Markt zu behaupten.

4. Finanzielle Unterstützung: Günstige Kredithilfen für schwierige Zeiten!

Zinsgünstige Kredite und staatliche Fördermittel sind jetzt gefragt. Besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) brauchen spezielle Programme, um die finanzielle Durststrecke zu überstehen.

5. Unternehmensfreundliches Steuersystem: Reform jetzt!

Ein wettbewerbsfähiges Steuersystem ist unerlässlich. Steuererhöhungen müssen vermieden und stattdessen steuerliche Anreize für Investitionen und Unternehmenswachstum geschaffen werden.

6. Digitalisierung vorantreiben: Fit für die Zukunft!

Die digitale Transformation bietet enorme Chancen. Staat und Wirtschaft müssen digitaler werden. Mitarbeiter müssen geschult werden, um schneller und agiler mit Themen wie künstlicher Intelligenz und digitaler Transformation umzugehen.

7. Stärkung der Fachkräfteausbildung und -weiterbildung

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sollten verstärkt Maßnahmen zur Ausbildung und Weiterbildung von Fachkräften ergriffen werden. Kooperationen zwischen Unternehmen und Bildungseinrichtungen können dabei eine wichtige Rolle spielen. Zudem sollten Rentner Steuerermäßigungen erhalten, wenn sie länger im Job bleiben.

8. Regionale Wirtschaft fördern: Nachhaltig lokal denken, global handeln!

Die Unterstützung lokaler und regionaler Wirtschaftskreisläufe kann zur Stabilisierung der Wirtschaft beitragen. Maßnahmen könnten hier die Förderung regionaler Märkte und Netzwerke sowie Investitionen in lokale Infrastruktur umfassen. Dabei muss auch auf nachhaltige Projekte und umweltfreundliche Initiativen gesetzt werden.

9. Internationale Wettbewerbsfähigkeit stärken: Exporte fördern!

Deutschland muss seine internationale Wettbewerbsfähigkeit durch gezielte Exportförderung und gezieltere Handelsabkommen stärken. Dazu gehören auch Maßnahmen zur Exportförderung und zur Unterstützung der Unternehmen bei der Erschließung internationaler Märkte. Besonders wichtig: Innerhalb der EU muss Deutschland wieder eine Führungsrolle übernehmen.

10. Langfristige Wirtschaftspolitik: Nachhaltigkeit und Stabilität!

Eine nachhaltige und stabile Wirtschaftspolitik ist das Gebot der Stunde. Regierung, Wirtschaft und Forschungseinrichtungen müssen eng zusammenarbeiten, um eine langfristige Strategie zu entwickeln und umzusetzen.