Nordkorea schickt zur Unterstützung von Wladimir Putin im Ukraine-Krieg Soldaten nach Russland. Doch das Taktieren mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un könnte für den Kreml nach hinten losgehen.

Es ist gar nicht so lange her, da wurde sie bei den Olympischen Winterspielen 2018 zum Gesicht einer möglichen Aussöhnung auf der koreanischen Halbinsel. Damals reiste Kim Yo Jong, die Schwester des nordkoreanischen Diktators Kim Yong Un, nach Südkorea und besuchte unter anderem ein Spiel eines koreanischen Eishockey-Damenteams, bestehend aus Spielerinnen beider Länder.

Doch mittlerweile ist sie nicht mehr das Gesicht der Aussöhnung. Im Gegenteil: Kim Yo Jong zählt in Nordkorea zu den Hardlinerinnen, die stetig den ideologischen Konflikt mit Südkorea und den USA befeuern.

So beschimpfte Kim Yo Jong in dieser Woche Südkorea und die Ukraine als “böse Hunde, gezüchtet von den USA” und drohte mit dem Einsatz von Atomwaffen. Grund dafür waren Berichte, dass die Kim-Diktatur Soldaten nach Russland schickt – zur Unterstützung von Kremlchef Wladimir Putin im Ukraine-Krieg.

Daraufhin drohte die Nato Nordkorea, woraufhin die Schwester von Kim über eine koreanische Nachrichtenagentur eine Wut-Erklärung abgab. Darin beschimpfte sie Südkorea und die Ukraine als “Verrückte”, die riskieren würden, dass der ganze “Abschaum” vernichtet wird. “Niemand weiß, wie unsere Vergeltung und Rache enden wird.”

Dass sich Nordkorea im Ukraine-Krieg auf die Seite Russlands schlägt, ist keine Überraschung. Immerhin galt die Diktatur nicht zuletzt aufgrund ihrer ständigen Provokationen mit Atomprogramm und den Tests ballistischer Raketen international als Paria. Die Kim-Diktatur ist über jeden Partner froh, der ihr den Weg heraus aus der Isolation ermöglicht.

Video | Aufnahmen zeigen nordkoreanische Soldaten in Russland

Quelle: t-online

Für Moskau hingegen ist das Taktieren mit Nordkorea ein Risiko. Einerseits offenbart der Schulterschluss zwischen Putin und Kim Jong Un, dass die russische Armee auf Hilfe angewiesen ist und der Kreml ausgerechnet auf die Kim-Diktatur angewiesen ist.

Andererseits würde der russische Präsident mit dem direkten militärischen Eingreifen in den Ukraine-Krieg durch Nordkorea eine rote Linie überschreiten, die unter anderem die USA und Südkorea auf den Plan rufen könnten. Für Putin ist das ein Dilemma. Doch so weit ist es bislang nicht.

Nordkorea schickt Truppen nach Russland

Zweifelsfrei ist durch Satellitenbilder belegbar, dass nordkoreanische Soldaten zu Ausbildungszwecken in den östlichen Militärbezirk Russlands verlegt wurden. Die genaue Anzahl ist unklar.

Das Weiße Haus spricht von 3.000 Soldaten, die ukrainische Regierung geht von 10.000 aus. Laut dem südkoreanischen Geheimdienst sollen bislang 1.500 in Russland angekommen sein. Auf den Satellitenbildern ist erkennbar, dass für die Soldaten Gräben zum Training ausgehoben wurden.

Darüber hinaus veröffentlichte die Ukraine ein Video, das nordkoreanische Soldaten in russischen Uniformen zeigt, die sich in einem Lager in Russland mit Ausrüstung wie Rucksäcken und Feldbetten eindecken. Außerdem berichtete die “Kyiv Post”, dass bei einem ukrainischen Raketenangriff im Oktober auch sechs nordkoreanische Offiziere starben.

Sind die Kim-Truppen also schon in der Ukraine?

Ausschließen lässt sich das nicht. Immerhin unterstützte Nordkorea die russische Armee schon längere Zeit, vor allem mit Artilleriemunition. Dementsprechend ist es gut möglich, dass nordkoreanisches Militärpersonal in die Ukraine geht, um den Einsatz seiner Waffensysteme zu begleiten.

Hinzu kommt, dass Putin und Kim beim Besuch des russischen Präsidenten in Pjöngjang im Juni einen Pakt schlossen, der eine Beistandspflicht beinhaltet. Das bedeutet: Wenn russisches Staatsgebiet angegriffen wird, wie in der Region Kursk durch die Ukraine geschehen, könnte Putin seinen neuen strategischen Partner bitten, Waffenhilfe zu leisten.