••• Von Reinhard Krémer
Während das Sparen auch weiterhin in Österreich einen hohen Stellenwert genießt, ändert sich die Art und Weise, wie gespart wird, erkennbar. Mit der Summe, die sie sparen können, werden die Österreicher hingegen immer unzufriedener, wie die repräsentative Sparstudie von Erste Bank und Sparkasse zeigt.
So befürchtet aktuell jeder Zweite, für die Zukunft zu wenig zu sparen. Mit 308 € ist der durchschnittliche monatliche Sparbetrag im Vergleich zum Vorjahr zwar angestiegen, dies aber nur minimal (2023: 307 €/2022: 301 €).
Eine Tendenz zeigt sich auch bei der Zahl jener, die mit dem Sparbetrag zufrieden sind, allerdings in die entgegengesetzte Richtung, denn die ist mit 40% im Vergleich zu den Vorjahren (2023: 47%/2022: 50%) weiter zurückgegangen. Das Wifo hingegen prognostiziert für das Jahr 2024 einen Anstieg der Sparquote in Österreich von 8,7% (2023) auf 11,4%.
Eher sparen als kaufen
„Die Einkommen sind im Rahmen der Lohnabschlüsse der letzten Jahre stark gestiegen. Die Sparquote zeigt, dass diese Zuwächse aber eher zum Sparen als für den Konsum genutzt werden”, sagt Gerda Holzinger-Burgstaller, Vorstandsvorsitzende der Erste Bank Oesterreich. Dass trotzdem befürchtet wird, zu wenig zu sparen, habe mehrere Gründe: „Die letzten Jahre waren von negativen Nachrichten geprägt, die wirtschaftliche Erholung im nächsten Jahr fällt nur spärlich aus. All das führt zu Unsicherheit und einem gewissen Pessimismus, aus dem wir nur gemeinsam wieder herauskommen können.”
Die grundsätzliche Bedeutung des Sparens bleibt auch 2024 hoch, für 81% (2023: 80%) der Österreicher ist es wichtig, Geld auf die Seite zu legen. Gründe, wieso sparen hierzulande einen so hohen Stellenwert genießt, liefern weitere Zahlen der Sparstudie. So stimmen neun von zehn Österreichern der Aussage zu, dass jeder Mensch eine Reserve zur Verfügung haben sollte, sparen Sicherheit gibt und schon mit kleinen Beträgen sinnvoll ist.
Sparen bleibt zeitlos …
Im Gegensatz dazu stimmen neun Prozent der Aussage zu, dass sparen altmodisch sei. In der Altersgruppe der 16- bis 29-Jährigen sind es aber mit 16% mehr. „Sparen bleibt zeitlos, die jüngere Generation definiert aber das ‚Wie’ neu. Es liegt an uns, das Thema Sparen in die Welt und Sprache der Digital Natives zu übersetzen”, sagt Holzinger-Burgstaller.
In der Geldanlage bleibt Sicherheit ein bestimmender Faktor: 78% beschreiben sich selbst als sicherheitsbetont und sind bereit, dafür auf Ertrag zu verzichten. 22% geben an, zumindest für einen Teil des Veranlagungsbetrags ein Risiko in Kauf zu nehmen, um die Chance auf mehr Rendite zu haben.
… und am beliebtesten
Wenig überraschend, ist deshalb das Sparkonto weiterhin die präferierte Sparform der Österreicher, 78% (2023: 75%) nutzen es und damit ebenso viele wie vor zehn Jahren. „Sicherheit hat in der Geldanlage Priorität und da bildet das Sparkonto die Basis. Das allein reicht aber nicht. Mittel- und langfristig gilt es, sich in der Geldanlage möglichst breit aufzustellen, um sein Erspartes gegen Wert- und Kaufkraftverlust abzusichern. Diversifikation ist der Grundstein zur Risikominimierung”, sagt Maximilian Clary und Aldringen, Privatkundenvorstand der Erste Bank Oesterreich.
Alternativen sind gefragt
Der Mehrheit der Österreicher ist diese Tatsache durchaus bewusst; stimmen doch sechs von zehn der Aussage zu, dass Sparen mehr bedeute, als Geld auf das Sparkonto zu legen. Dasselbe Bild zeichnet ein Zehn-Jahres-Vergleich der durchschnittlich genutzten Anzahl an Sparformen: Waren es 2014 im Schnitt 2,6, sind es 2024 3,4.
„Die hohe negative Realverzinsung der letzten Jahre, die die Guthaben auf den Sparkonten dahinschmelzen hat lassen, war für viele ein Weckruf, um sich aktiv mit Alternativen zu beschäftigen”, so Clary und Aldringen.
Was in der Gunst gestiegen ist
Diese Entwicklung zeigt sich im langjährigen Vergleich ebenso bei alternativen Anlageformen wie Wertpapieren (36%/2014: 27%), Pensionsvorsorgeprodukten (27%/2014: 21%) sowie Gold und anderen Edelmetallen (23%/2014: 13%), die in der Gunst der Österreicher stiegen.
Wie eine Detailbetrachtung der alternativen Veranlagungsformen zeigt, sind es insbesondere Jüngere, die Wertpapiere für sich entdeckt haben. So geben 44% der 16- bis 29-Jährigen an, Wertpapiere zu nutzen. Im Vergleich dazu liegen die Altersgruppen der 30- bis 39- (36%) sowie 40- bis 59-Jährigen (35%) im Österreich-Schnitt, die der 60- bis 69-Jährigen (28%) darunter.
„Nicht nur, aber insbesondere die junge Generation hat erkannt, dass es Alternativen braucht und befasst sich intensiv mit diesem Thema”, sagt Maximilian Clary und Aldringen.
Mehr Wissen ist nötig
Dass die Einstellungen und Voraussetzungen der Österreicher bei alternativen Anlageformen wie Wertpapieren stark differenzieren, zeigen weitere Ergebnisse der Umfrage: Während 65% sie als verständlich ansehen, befinden sie 35% für komplex.
Unterschiede zeigen sich auch beim Wissensstand: 20% der Österreicher würden sich selbst sehr gutes oder gutes Wissen zuschreiben, 80% hingegen durchschnittliches bis nicht genügendes Wissen.
Ähnlich stellt sich die Verteilung beim Beratungsbedarf in der Veranlagung dar: 82% halten sie für notwendig, während 19% sie weniger oder gar nicht benötigen.
„Die Geldanlage ist ein Thema mit vielen Facetten – vom Alter, den Bedürfnissen bis hin zur Risikobereitschaft. Mit unseren neuen Depot-Modellen schaffen wir ein zeitgemäßes, transparentes und niederschwelliges Angebot für die jeweiligen individuellen Bedürfnisse”, so Clary und Aldringen.