Auch im Kanton Zürich breitet sich die Blauzungenkrankheit immer weiter aus, schreibt der «Tagesanzeiger» in einem Bericht. Bis letzten Mittwoch (16.10.) seien in 135 Zürcher Betrieben Fälle gemeldet worden. Auf 26 Betrieben seien bereits Tiere verendet.
Jutta Lang, die Sprecherin des Zürcher Veterinäramtes, erklärte gegenüber dem «Tagesanzeiger», dass es sich dabei um Verluste zwischen einem und acht Tieren pro Betrieb handle. Täglich würden dem Zürcher Veterinäramt fünf bis acht neue Betriebe gemeldet. Der Kanton Zürich sei dabei bisher ausschliesslich vom neuen Serotyp 3 der Blauzungenkrankheit betroffen, heisst es weiter. Wie ist die aktuelle Lage in der Schweiz?
Serotyp 3 dominiert
Die Blauzungenkrankheit ist eine Viruserkrankung, die durch Stechmücken (Gnitzen) übertragen wird und vor allem Wiederkäuer befällt. Für den Menschen ist der Erreger nicht gefährlich, auch nicht beim Verzehr von Fleisch und Milchprodukten. Auch eine direkte Übertragung von Tier zu Tier kommt nicht vor, schreibt das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV).
Derzeit verbreiten sich zwei Typen des Blauzungenvirus: Serotyp 3 (BTV-3) und Serotyp 8 (BTV-8). Der Serotyp 8 ist dabei kein unbekanntes Virus. In der Schweiz wurde im Oktober 2007 erstmals eine Infektion mit dem Serotyp 8 registriert. Damals wurde auch ein umfassendes Impfprogramm gestartet.
Im Jahr 2008 bestand sogar eine Impfpflicht. Die Krankheit konnte eingedämmt werden. Der Serotyp 8 (BTV-8) wurde dann im Jahr 2020 erstmals wieder bestätigt. Seit 2023 grassiert nun auch der Serotyp 3, der sich rasch ausbreitet und tendenziell schwerere Symptome verursacht als der bisher bekannte Serotyp 8.
Seit 2011 ist es in der Schweiz nicht mehr verpflichtend, seine Tiere gegen die Blauzungenkrankheit zu impfen. Sowohl die Impfung gegen BTV-8, wie auch jene gegen BTV-3 erfolgen auf freiwilliger Basis. Eine Impfung wird jedoch empfohlen (siehe unten). Die Blauzungenkrankheit ist eine meldepflichtige Tierseuche.
Aktuell sind 1’406 Betriebe betroffen
In der Schweiz sind aktuell (Stand 21.10.24) 1’406 Tierhaltungen von der Blauzungenkrankheit betroffen. 174 Betriebe mit BTV-8 und 1’232 Betriebe mit BTV-3. Seit dem 13. September ist die Zahl der Fälle stark angestiegen. Seit dem 11. Oktober sind die Fälle leicht rückläufig, aber immer noch im Steigen begriffen. Am 13. September waren erst 152 Betriebe (BTV-8: 12 / BTV-3: 140) betroffen. Am 11. Oktober, also knapp einen Monat später, waren es bereits 1’308 Betriebe (BTV-8: 168 / BTV-3: 1’140).
Grosse Unterschiede zwischen den Kantonen
Bezüglich der Tierhaltungen pro Kanton sind die Unterschiede beim Serotyp 3 sehr gross (Stand: 21.10.24). Die meisten Blauzungenfälle (Serotyp 3) wurden im Kanton Jura registriert (84 Schafe, 138 Rinder, 1 Ziege). Ebenfalls stark betroffen sind die Kantone Thurgau (102 Schafe, 68 Rinder), Aargau (111Schafe, 52Rinder), Zürich (69 Schafe, 51 Rinder, 2 Ziege), Bern (48 Schafe, 75 Rinder, 1 Andere) und Basel-Landschaft (69 Schafe, 42 Rinder, 1 Ziege).
Impfung wird empfohlen
Zur Bekämpfung der Viruserkrankung hat das BLV in Zusammenarbeit mit Swissmedic eine Allgemeinverfügung erlassen, die den Einsatz von Impfstoffen gegen BTV-3 erlaubt. Swissmedic ist die Schweizerische Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für Arzneimittel und Medizinprodukte.
Die Impfstoffe gegen den Serotyp 3 können den Krankheitsverlauf zwar mildern und die Sterblichkeit verringern, bieten jedoch keinen vollständigen Schutz vor der Infektion, schreibt das BLV. Der Schweizer Veterinärdienst empfiehlt eine Impfung in den Monaten Januar bis März 2025.
Seit dem 2. September 2024 gibt es eine Verordnung über Massnahmen zur Verhinderung der Weiterverbreitung der Blauzungenkrankheit.
Was können Tierhalter tun?
Die Blauzungenkrankheit wird von Gnitzen übertragen. Gnitzen, auch Bartmücken genannt, sind sehr kleine Stechmücken. Sie sind nur etwa 1 bis 4 mm gross und kommen weltweit vor. Die Gnitzen sind vor allem für ihre blutsaugenden Weibchen bekannt, die sich auch vom Blut von Säugetieren ernähren.
Es ist kaum möglich, die Tiere vollständig vor diesen Mücken zu schützen. Es gibt jedoch einige Massnahmen, die helfen können die Anzahl der Mücken in der Umgebung zu reduzieren und also das Risiko zu minimieren, dass die Tiere infiziert werden. Das BLV schlägt folgende Massnahmen vor:
Mückennetze und physischen Barrieren installierenchemische Insektenabwehrmittel (Repellentien) bei Tieren einsetzenStallhaltung der Tiere während der DämmerungStehendes Wasser entfernen, da dies ein idealer Brutplatz für Mücken istEinstreu und Mist mindestens 1x pro Woche entfernen
-> Weitere Informationen zur Blauzungenkrankheit finden Sie auf der Seite des BLV.