Auf Druck von Eigentümer Bezos: “Washington Post” streicht Wahlempfehlung für Harris

by Itakie

27 comments
  1. > Im Jahr 1974 sorgt die “Washington Post” für den Sturz von US-Präsident Nixon. Heute verzichtet das Blatt auf die übliche Wahlempfehlung für den 5. November. Insider berichten, der Eigentümer Jeff Bezos habe das so beschlossen. Der Amazon-Gründer wurde zuvor von Trump unter Druck gesetzt.

    > Die “Washington Post” wird erstmals seit 1988 keine Empfehlung für die US-Präsidentenwahl aussprechen. Auch in der Zukunft werde man es grundsätzlich nicht mehr tun, kündigte Herausgeber William Lewis an. Reporter der “Washington Post” berichteten, die Entscheidung sei von Amazon-Gründer Jeff Bezos als Besitzer der Zeitung getroffen worden.

    > In der Kommentar-Redaktion der Zeitung sei derweil bereits eine Wahlempfehlung für die Demokratin Kamala Harris geschrieben worden, hieß es unter Berufung auf anonyme Quellen. Reporter von CNN berichteten, der Chefkommentator der Zeitung, Robert Kagan, habe aus Protest gekündigt. Das Rennen zwischen Harris und dem Republikaner Donald Trump ist nach jüngsten Umfragen denkbar knapp.

    > Bezos kaufte die Zeitung, die einst die “Watergate”-Affäre aufdeckte und damit zum Rücktritt von Präsident Richard Nixon 1974 beitrug, vor gut zehn Jahren. Berichte der Zeitung zogen in den vergangenen Jahren oft den Zorn von Trump auf sich, und er ließ zeitweise auch durchblicken, dass er sich Amazon vornehmen könnte. Bezos gehört auch die Weltraumfirma Blue Origin, die an Staatsaufträgen interessiert ist.

    Mit Robert Kagan ist dann gleich die erste bekanntere Persönlichkeit abgesprungen (welcher schon 2016 die Republikanische Partei aufgrund Trump verlassen hat). Nach der Los Angeles Times die zweite große Zeitung welche aufgrund des Besitzers ([Patrick Soon-Shiong: the billionaire LA Times owner who blocked Harris endorsement](https://www.theguardian.com/media/2024/oct/25/patrick-soon-shiong-the-billionaire-la-times-owner-who-blocked-harris-endorsement)) keine offizielle Empfehlung abgibt.

    Natürlich gibt es nun zig Spekulationen warum Bezos hier eingeschritten ist. Womöglich will er es sich einfach nur nicht mit einer potentiellen Trump Regierung verderben da er auf Milliardenaufträgen der US Regierung sitzt (10 Milliarden bei Blue Origin z.B.). Dafür nimmt er lieber einen Dämpfer in Sachen Prestige und Auflage/Subscriber der WAPO in Kauf. Da die Post zuletzt jedoch 77m Verlust (2023, trotz Entlassungen) machte und die Clickzahlen seit Trumps Niederlage massiv gesunken sind (um gute 50%) wäre Trump 2 ironischerweise sogar besser für die Zeitung bzw. ihre Angestellten als eine Regierung Harris.

    [Siehe auch:
    ](https://www.cjr.org/political_press/the-washington-post-opinion-editor-approved-a-harris-endorsement-a-week-later-the-papers-publisher-killed-it.php)
    > Ian Bassin, a democracy expert, calls these moves “anticipatory obedience”: fear by owners that if Trump wins he could take vengeance on companies that cross him. They noted that the leadership at CNN and the Post changed after the Trump administration tried to block the takeover of CNN’s parent company and tried to deny a cloud computing contract for Amazon, Bezos’s company.

    Es solchen Tycoons zu erlauben sich in die Nachrichtensparte einzukaufen war am Ende vielleicht nicht die beste Idee. Bei Elon Musk und X ist es nur weitaus offensichtlicher.

  2. Bezos ist scharf auf Regierungsaufträge für sein Unternehmen blue origin, und er erhofft sich lukrative Geschäfte unter einem Präsidenten Trump.

    Es zeigt einem wie hässlich das Gesicht des Kapitalismus ist. Erfolgreiche Geschäftsmänner wie Jeff Bezos, Elon Musk oder Peter Thiel (PayPal), sind knallharte Trump Unterstützer.

  3. Der Slogan von der WP ‚Democracy Dies in Darkness‘ ist hier leider mindestens genauso passend.

  4. Entwicklungen aus den USA sehen wir fast immer ein paar Jahre später auch in Europa und Deutschland. Der Trend dort geht grade hart in Richtung Oligarchie.

    Ich mag mir gar nicht ausmalen was passiert, wenn z.b. Döpfner (Springer) die restlichen Überregionalen Zeitungen kauft und noch gleichzeitig ProSiebenSat1 übernimmt. Bye bye Demokratie.

    Jeder sollte dieser Entwicklungen bewusst sein und aktiv dagegen arbeiten. Politische Arbeit und wählen gehen auf allen Ebenen ist die direkteste Form.

  5. Das ist einer der Gründe, wieso Möchtegern-Diktatoren schnell zu Diktatoren werden. Besitzer von Medienhäusern haben meistens noch andere, sehr viel lukrativere Geschäftsinteressen, wie im Falle Bezos. Daher ist es oft gar nicht nötig, alles gleichzuschalten und Journalisten zu verhaften, sondern es geht viel subtiler. 

    Die Wahlempfehlung der Washington Post wird nicht wahlentscheidend sein, darum geht es auch nicht. Aber der vorauseilende Gehorsam gegenüber einem faschistischen Kandidaten gibt einen Hinweis darauf, was unter einem Präsidenten Trump zu erwarten wäre.  

  6. Finde Wahlempfehlungen von Zeitungen, egal für welche Partei, immer komisch, da sie ganz offiziell die Neutralität aufgeben. Ich stelle mir gerade vor, die Tagesschau würde eine Wahlempfehlung geben.

  7. Jeff Bezos ist so 1 Pimmel. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es weitere 4 Jahre Orangen 🍊 Mann 👨 werden 😞

  8. Bei sowas frag ich mich immer, wieso die Leute nicht eine “New Washington Post” gründen und rüberwechseln.

  9. Hab’s schon vor Monaten geschrieben bei der Altersdebatte um Biden und da hat es direkt Downvotes gehagelt: WP, NYT, CNN und Co haben kein Interesse daran die Demokratie zu stützen. Das einzige Interesse ist der Umsatz und die Interessen der Eigner.

  10. Superreiche sollten keine Medienhäuser kaufen dürfen und so etwas führt zu noch mehr Misstrauen in Zeitungen und Nachrichten, wodurch mehr Leute zu Drecksschleudern wie YouTube-Schreihälsen gehen

  11. Aus meiner Sicht sollten Medien keine Wahlempfehlungen abgeben, wenn sie als neutrale Berichterstatter gelten wollen, selbst wenn einer der Kandidaten Donald Trump ist. Keine Ahnung, warum die Meinung hier kontrovers ist…

  12. Ich finde “endorsements” von Newspapern für politische Kandidaten generell nicht gut.

    Jetzt ist aber so ziemlich der schlechteste Zeitpunkt um mit dieser Tradition zu brechen und sendet trotzdem ein eindeutiges Signal – für einen gewissen Kandidaten.

  13. Um den Konsequenzen eines Wahlsieges von Trump zu entgehen, der bereits Druck auf die Unternehmen gemacht hat die sich öffentlich gegen ihn stellen.

    Das ist ein deutlicher Eingriff in die Pressefreiheit von jemandem der nicht einmal gewählt wurde. Wie kann man sich als Zeitung mit dem Motto ‘Democracy dies in Darkness” sowas erlauben?

  14. Eine Wahlempfehlung der WAPO bringt Kamala gar nichts, jeder weiß wen die bevorzugen. Denke nicht, dass Jeff ein Trump Unterstützer ist.

  15. Journalisten müssen gar keine direkten Wahlempfehlungen formulieren, um eine Empfehlung für die Wahl abzugeben. Hierzulande werden auch keine Wahlempfehlungen abgegeben und trotzdem weiß man bei den meisten politischen Redaktionen, wen sie bevorzugen.

    Jetzt wird Trump sich bei Jeff Bezos bedanken, die Aktion ist, wie zu erwarten, rausgekommen und Trump wird nichts davon haben. 

  16. Und genau deshalb brauchen wir einen vom Rundfunkrat kontrollierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk der keinem Eigentümer gegenüber verpflichtet ist. Stellt euch nurmal vor es gäbe keine objektiven Tagessschau oder Heute Nachrichten mehr, nur noch Links- und Rechts polarisierte Sender…

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