Nach Kritik von Arbeitgebern: Hausärzte verteidigen telefonische Krankschreibung

by L04K3R

27 comments
  1. Arbeitgeber wollen das die Leute arbeiten gehen. Ärzte wollen ohne viel Aufwand krank schreiben.

    Was für eine Neuigkeit. Direkt einen Slot für eine Talkrunde buchen.

  2. Am besten gefällt mir der Part:

    Finanzminister Christian Lindner (FDP) hatte unlängst gesagt: „Man wird für die Krankmeldung zukünftig wieder zum Arzt gehen müssen und das nicht einfach nur telefonisch erledigen können.“ Er wolle niemandem vorwerfen, die Regelung auszunutzen. Es gebe aber leider „eine Korrelation zwischen dem jährlichen Krankenstand in Deutschland und der Einführung der Maßnahme, die als guter Bürokratieabbau gedacht war“.

    Hmm, Corona-Pandemie, da war doch was…

  3. Sind in der Statistik, die Chrissi und die AG anführen eigentlich Abwesenheitstage/Karenztage und Arbeitsunfähigkeitstage aufsummiert? Kann ich da nicht raus lesen. Bei den letzten “Rekordmeldungen” von Krankenkassen sind i.d.R. nur die Arbeitsunfähigkeitstage aufgeführt.

    Sprich ist es wirklich in Summe mehr geworden oder sind es nur mehr Arbeitsunfähigkeitstage (wegen Hürdenabbau) und dafür aber weniger Karenztage?
    Das wäre in meinem Fall tatsächlich so.

    Ich bin nicht mehr oder weniger krank. Ich melde nur anders.

  4. Ich hoffe, der Flair ist der richtige… War mir da nicht ganz sicher.

    Aber ja, abseits davon, die telefonische Krankschreibung soll bitte bleiben! Erst letzte Woche wieder gehabt, dass ich mich mit Erkältung eben nicht durch die Stadt zum Arzt schleppen musste, um im Wartezimmer noch weitere Leute anzustecken. Stattdessen kurzes Telefonat, Krankschreibung kommt, gut ist. Ich erhole mich, kann diese Woche wieder zur Arbeit. Wegen einiger Pappnasen, die diese Möglichkeit missbrauchen, diese großartige Neuerung abzuschaffen, ist kompletter Quatsch.

  5. Ehrlich gesagt sollten wir Arbeitgeber fragen, wie sie alles reformieren würden .. und dann machen wir durch die Bank genau das Gegenteil. Dann sollten wir eigentlich ganz gut da stehen.

  6. Ich wünsche den Arbeitgebern eine ausgiebige innerbetriebliche Krankheitswelle! Auf dass die Bänder stillstehen mögen!

    Ich komme auch gerne direkt zu den Chefs ins Büro zum Vorhusten. Wenn die ausfallen hat wenigstens jeder etwas davon.

  7. Als Arbeitgeber finde ich die telefonische Krankmeldung super: es gibt eine kleine Hürde, aber ohne dass die Leute krank in der Gegend rumgurken müssen.

  8. In welchem Paralleluniversum leben diese ganzen Patienten eigentlich, die einfach so ihren Hausarzt anrufen können? Oder ist das nur bei mir so, dass es nahezu unmöglich ist die Praxis telefonisch zu erreichen?

  9. Ich war dieses Jahr deutlich öfter krank als jemals in meinem Leben. Wenn es anderen genauso geht, dann lohnt es sich einfach das Thema 1-2 weitere Jahre zu beobachten….

  10. In naher Zukunft wird man nicht einmal mehr anrufen müssen. Dann geht das per Chat mit TI-Messengern. 4 Anbieter sind bereits zertifiziert solche Messenger zu vertreiben, weitere folgen.

  11. Man kann seinen Arzt noch telefonisch erreichen ? Also bei mir gehen da immer so 2 Std ins Land wenn ich mich in die Notfall Std setze bin ich meistens nach ner Std draußen 😂

  12. Zum Glück wird sich der Arbeitgebermarkt dank sinkender Geburtenrate Stück für Stück zu einem Arbeitnehmermarkt entwickeln. Dann haben diese gestörten Ideen, uns als Arbeitsvieh zu betrachten, hoffentlich ein Ende.

    Vermutlich ist diese Tatsache auch ein Grund, weshalb es einen “Fachkräftemangel” gibt, den es ganz dringend zu beheben gibt.

    Kleine Frage am Rande: Weshalb lässt man bei der Thematik nicht auch den Arbeitnehmer mitbestimmen? Warum wird über die Köpfe hinweg entschieden als wäre der Arbeitnehmer ein Kind und Politik und Wirtschaft die Eltern?

  13. Ich, der vorletzte Woche mit Corona so richtig flach lag, weiß gar nicht, wie ich das ohne Anruf hätte bewerkstelligen sollen.

  14. Wer seine Krankheit faken will, kann das auch vor Ort in der Praxis tun. Kein Arzt kann nachprüfen, ob man bspw. wirklich seit zwei Tagen Erbrechen und Durchfall hat. Wenn man hingegen nicht lügt, freuen sich Arzt und Wartezimmer über eine weitere Ansteckungsmöglichkeit. 

  15. Total logisch.

    Wenn sich alle mit 40 Fieber und heftigen Grippesymptomen wieder in den vollen ÖPNV setzen (hat halt nicht jeder ein Auto oder jemanden, der ihn fährt), zum Arzt gurken und dann im vollen Wartezimmer auf ein “Glückwunsch, sie haben wirklich Fieber und heftige Grippesymptome” warten müssen, führt das sicher nicht zu noch mehr Ansteckungen, sondern zu einem geringeren Krankenstand.

  16. Abgesehen von Corona . Jetzt stelle man sich vor wieviele mehr Krankschreibungen bei der Krankenkasse ankommen durch die E-Krankschreibung. Früher Zettel bekommen ,beim AG abgegeben den für die KK gerne mal vergessen bei z.B einer Erkältung oder zu faul oder was auch immer. Aber das gibt es jetzt nicht mehr.
    Das dadurch die Zahlen steigen hätte jedem klar sein müssen.

  17. Da bin ich echt zwiegespalten: Genug Angestellte nutzen die Krankschreibung um sich vor der Arbeit zu drücken, das wird durch die telefonische Krankschreibung natürlich einfacher. Auf der anderen Seite ist es so viel effizienter, die Leute das einfach am Telefon machen zu lassen.

    Die telefonische Krankschreibung sollte bleiben, aber da sollte man als AG auch mehr handhabe bekommen, gegen Mitarbeiter vorzugehen, die blau machen.

    Ich habe diese Woche noch einen Termin beim Arbeitsgericht, weil ein ehemaliger Mitarbeiter klagt, weil wir ihn rausgeschmissen haben, weil wir ihn beim blaumachen erwischt haben: War für 2 Wochen krankgeschrieben und war in der Zeit mit seiner Fußballmannschaft beim Pfingstturnier. Zu krank zum Arbeiten, aber gesund genug um zwei volle Tage im Regen auf dem Platz zu stehen und dann noch vor Gericht ziehen wenn es Konsequenzen hat. Und wir können uns noch nicht mal sicher sein, dass wir recht bekommen, weil das AG halt einfach eine Lotterie ist.

    Krankschreibungen werden von Einzelpersonen konsequent ausgenutzt. Das schadet den Kollegen und dem Unternehmen.

  18. Wenn SPD und Grüne eigentlich schon aufgegeben haben, hat der Lindner noch genug im Rucksack.
    Nächstes Jahr, wenn er dann wieder Steigbügelhalter für Konservative ist zahlt sich das aus.

  19. Das ist eine so dämliche Regelung. Wenn ich krank bin, bin ich Krank. Was soll der Arzt da feststellen. Selbst wenn jemand kommt um sich krank schreiben zu lassen, auch wenn ers nicht ist. Wie soll der Arzt die Aussage “ich fühl mich schlapp” und “habe fürchterliche Kopfschmerzen” überprüfen?

  20. >”Die Unterstellungen, dass sich die Menschen mithilfe der Telefon-AU einen schlanken Fuß machen, können wir aus unserer täglichen Arbeit nicht bestätigen.”

    Auch das würde ich gerne etwas differenzierter betrachten wollen. Die fernmündliche AU ist an sich ein total sinnvolles Mittel, sie wird nur nicht so gespielt, wie sie gedacht wird. Das gilt aber für den kompletten “AU”-Themenblock. Eine AU ist eine Bescheinigung der Arbeitsunfähigkeit, die ich als Arzt zu attestieren habe. Für die Feststellung der AU wird von mir erwartet, dass ich, weils hier um Gelder der KVen geht, eine entsprechende Sorgfalt bei der Feststellung an den Tag lege. Das passiert in aller Regel kaum, weil es keinen Anreiz dafür gibt. Junger Mensch kommt für ne AU, ich rechne mit 3min Leistung die Quartalspauschale ab, hab 3 Minuten Arbeitszeit gewonnen, die ich ihm Gespräch mit der nächsten Oma brauche, die halb-gar aus dem Krankenhaus entlassen wird, weil ich sonst draufzahle. Alle sind glücklich, bis auf den Arbeitgeber und die KV. Ich muss mir keine Gedanken über eine schlechte Google-Bewertung machen. Super.

    Telefonisch wird dann halt teilweise die Feststellung der AU ans Praxispersonal vermittelt, weil man den Arzt nicht mehr spricht, oder nur per Email seine Symptome darlegt. Das ganze kann ich dann natürlich auf die Spitze treiben, indem ich nicht nur Patienten telefonisch krankschreibe, die ich gut kenne, sondern jeden.

    Telemedizin machts besser, da muss man wenigstens mit dem Patienten sprechen/videochatten? Leider auch nicht (Dr. Ansur ist ein tolles Beispiel, wie man hier mit wunderbaren Betrügereien durchkommt), dazu kommt am Ende der Druck, den die Telemedizinanbieter auf die Ärzte ausüben: Schlechte Bewertungen nach Konsultationen? Wir vergeben Deine Slots an andere… also komm nicht auf die Idee, nicht krankzuschreiben.

    Und da sind wir im Dilemma: Je mehr die Feststellung der AU zur Formalie ohne Inhalt verkommt, desto mehr Leute werden es eben auch ausnutzen. Der “gelbe Schein” sitzt bei nicht wenigen einfach auch sehr sehr locker.

    Anders gesagt: Wenn “ich melde mich für ne AU” automatisch zur AU führt, kann ich mir das ganze Brimborium mit “Feststellung der AU” auch sparen, und die niedergelassenen Ärzte aus dem System rausnehmen – die haben eigentlich mehr als genug sinnvolleres zu tun. Beim zuverlässigen Mitarbeiter gibt’s, ähnlich wie beim chronisch kranken, auch einfach wenig Grund für die formelle AU für den AG.
    Wenn ich die Feststellung der AU als Hürde beibehalten möchte, muss ich Rahmenbedingungen schaffen, in denen es zu einer sinnvollen Begutachtungsleistung kommt. So oder so ist das System aktuell Schrott, und die Ärzteschaft agiert hier mMn extrem unsauber.

    Aus meiner Sicht sollte der AG Krankmeldung ohne AU akzeptieren, Krankenkassen und / oder AG aber krankheitsbezogen eine Überprüfung anordnen können. Diese Begutachtungsleistung darf dann auch entsprechend bezahlt werden.

  21. Jedes mal ‘nen Euro, wenn Arbeitgeber den Untergang der Wirtschaft hervorbeschwören und ich müsste nicht mehr arbeiten. Dann noch ‘nen Euro, wenn wieder mal wer nicht versteht, dass Arbeitgeberverbände keine neutrale Organisation sind – da müssten auch meine Enkel nicht mehr arbeiten

    Ist jetzt zwar rein anekdotisch, aber bei Freunden erleb ich auch eher: Hausarzt schreibt in person direkt die ganze Woche krank; am Telefon eher nur 1-2 Tage. Mal gucken, wann die Arbeitgeber endlich Arztbesuche verbieten wollen /s

  22. In meiner Praxis gibt es einen Telefonroboter auf den man sprechen kann und die Medizinischen Fachangestellten rufen einen dann immer zeitnah zurück und für Erkältungen gibt’s extra ne Infektionssprechstunde in der man zb um 11:20 Uhr einen Termin hat und draußen vor der Tür warten muss.

    Klappt richtig gut 💪🏻

  23. Hierfür werde ich keine Upvotes kriegen, aber ich bin bei dem Thema schon zweigeteilter Meinung. Auf der einen Seite ist die telefonische Krankschreibung natürlich ein Segen, ganz klar. Und ich freue mich für jeden kranken Menschen, der sich nicht in eine überfüllte Arztpraxis schleppen muss, nur um einen fucking Zettel abzuholen, obwohl die Diagnose relativ klar ist und man weiß, dass man am bestem bei Ruhe im warmen Bett liegen bleibt.

    Auf der anderen Seite glaube ich schon, dass dieses System missbraucht wird und man tatsächlich genauer hinschauen muss, inwiefern man das unterbinden kann. Ich kenne dazu keine Studien, aber anekdotisch habe ich das schon öfter mitbekommen, wie sich Menschen so die ein oder andere Woche Extra-Urlaub gönnen und dann durch eine Krankschreibung auch relativ unangreifbar sind. Und was ich völlig inakzeptabel finde, ist dieses “Krankschreibung als Business”-Modell, das sich mittlerweile fest etabliert hat, wo man über irgendwelche Online-Dienste dafür bezahlen kann, dass ein windiger Arzt in Buxtehude dir ein Attest für Wasauchimmer ausstellt, ohne das jemals ein Kontakt zwischen Arzt und Patient stattgefunden hat. Sowas sollte nicht erlaubt sein.

    Aber mal nebenbei von wegen telefonische Krankschreibung: Bei mir gilt da: Wollte, wenn ich könnte. Bei den Ärzten in meiner Nähe geht ein Großteil schon gar nicht mehr ans Telefon, schon allein daher funktioniert das mit der telefonischen Krankschreibung nicht. Ich musste beim letzten Mal jedenfalls in die Praxis kommen, weil ich da telefonisch einfach niemanden erreichen konnte.

  24. Fand es schon immer paradox, dass man zum Arzt muss, um sich krankzuschreiben. Wenn ich krank bin, muss ich noch raus aus dem Bett?

  25. Ich kann schon verstehen, dass wenn man blau machen möchte, ein Anruf angenehmer ist, als ein Arztbesuch. Wenn man schon angezogen ist kann man auch direkt zur Arbeit gehen 🙂

    Nach den Ärzten aus meiner Bekanntschaft sieht man auch ziemlich schnell ob es jemandem wirklich schlecht geht. Aus deren Sicht spricht auch nichts dagegen mal 1-2 Tage “krank” zu sein, wenn man es braucht. Deswegen sind die Ärzte auch durchweg pro telefonischer Krankschreibung.

  26. Dass Arbeitgeber hier direkt vom Worst-Case ausgehen, direkt spürbare Konsequenzen und sinkende Einnahmen für das Unternehmen erwarten und damit einen Eingriff in das Privatleben des Arbeitnehmers rechtfertigen wollen, ist absurd. Wenn du als Arbeitgeber einen hohen Krankenstand hast, dann sind die Gründe dafür sicher nicht beim Arbeitnehmer zu suchen, daran ändert auch eine verpflichtende Vor-Ort Krankschreibung nichts.

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