Die im Abwehrkrieg gegen die russischen Invasionstruppen stark unter Druck geratene ukrainische Armee soll nach Plänen der Regierung in Kiew um weitere 160.000 Soldaten aufgestockt werden. Diese Zahl von Männern solle zusätzlich zum Wehrdienst herangezogen werden, kündigte der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats, Oleksandr Lytwynenko, am Dienstag im Parlament in Kiew an.
Aus Sicherheitskreisen verlautete ergänzend, dass diese Mobilisierung in einem Zeitraum von drei Monaten stattfinden solle. Nach Angaben Lytwynenkos wurden seit Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 bereits insgesamt 1,05 Millionen Männer für den Wehrdienst mobilisiert.
Selenskyj warnt vor Tausenden Soldaten aus Nordkorea
Zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor einer Ausweitung des Angriffskriegs gegen sein Land durch den Einsatz nordkoreanischer Truppen aufseiten Russlands gewarnt. Er habe den südkoreanischen Staatschef Yoon Suk Yeol darüber informiert, dass sich 3000 nordkoreanische Soldaten bereits auf Militärstützpunkten nahe der ukrainischen Front befänden, teilte Selenskyj am Dienstag mit. Er gehe davon aus, dass sich deren Zahl auf 12.000 erhöhen werde.
In einem Statement sagte Nato-Generalsekretär Mark Rutte am Montag, er könne „bestätigen“, dass nordkoreanische Soldaten ins russische Kursk entsandt worden seien, wo die Ukraine im August eine Offensive gestartet hatte.
Die russische Armee hatte in den vergangenen Monaten eine Serie von Geländegewinnen in der Ostukraine gemeldet. Am Dienstag meldete der Kreml, dass die russischen Truppen die ostukrainische Stadt Selydowe eingenommen haben. Die Frontstadt in der Region Donezk rund 18 Kilometer südöstlich der logistisch bedeutsamen Stadt Pokrowsk sei „vollständig befreit“ worden.
Laut einer Auswertung von Daten des in den USA ansässigen Instituts für Kriegsstudien (ISW) soll Russland im Oktober 478 Quadratkilometer Gelände erobert haben. Es handelt sich demnach um den größten Gebietsgewinn binnen eines Monats seit den ersten Wochen nach Beginn des Ukraine-Krieges im Jahr 2022.
Zwei Drittel des russischen Gebietsgewinns im Oktober entfallen auf die Region Donezk, wo sich die Russen Pokrowsk vom Süden und vom Osten her nähern. Die ukrainische Armee ist an der Ostfront angesichts der zahlenmäßig überlegenen und besser bewaffneten russischen Soldaten in Schwierigkeiten.