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Im Ukraine-Krieg erleidet Russland schwere Verluste. Nun sollen wohl sogar kranke Häftlinge an die Front.

Moskau/Kiew – Der Ukraine-Krieg verschlingt weiter Tag für Tag Tausende Leben. Allein in der vergangenen Woche soll Russland nach Angaben aus Kiew mehr als 10.000 Soldaten durch Tod oder Verwundung verloren haben. Diese Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen. Dennoch häufen sich die Hinweise darauf, dass Wladimir Putin zunehmend Probleme hat, die hohen Verluste Russlands im Krieg auszugleichen.

Nach Nato-Angaben sind seit dem russischen Angriff auf das Nachbarland knapp 600.000 russische Soldaten getötet oder verletzt worden. Doch Putin verzichtet weiter auf eine Generalmobilmachung. Zu groß ist offenbar die Sorge, dass sich das Volk dann gegen den Kreml-Herrscher wenden könnte. Und so wird Russland weiter kreativ bei der Truppenbeschaffung.

Ukraine-Krieg: Die Ursprünge des Konflikts mit Russland

Proteste auf dem Maidan-Platz in Kiew, Ukraine, 2014

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Gerade erst hatte das Pentagon verkündet, dass Nordkorea knapp 10.000 Soldaten zur Unterstützung nach Russland geschickt haben soll. Diese würden „wahrscheinlich in den kommenden Wochen die russischen Streitkräfte in der Nähe der Ukraine verstärken“. In der russischen Region Kursk an der Grenze zur Ukraine ist nach Einschätzung der US-Regierung inzwischen eine „kleine Zahl“ nordkoreanischer Soldaten stationiert worden. Es gebe „Anzeichen“ dafür, dass einige tausend weitere nordkoreanische Soldaten kurz davor stünden, dort einzutreffen, sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder am Dienstag in Washington.

Doch auch aus Russland selbst will man nun mehr Männer für den Ukraine-Krieg rekrutieren. Dazu hat nun das Verteidigungsministerium Russlands offenbar eine neue Anordnung erlassen, auf die der ukrainische Militärgeheimdienst hinweist.

Demnach soll die Rekrutierung von Sträflingen ausgeweitet werden. Der Kreml soll beschlossen haben, dass in Zukunft auch an Hepatitis B und Hepatitis C erkrankte Sträflinge in Angriffseinheiten kämpfen können sollen. In der Anordnung vom 10. Oktober soll dementsprechend Hepatitis C von der Liste der Krankheiten gestrichen worden sein, die einen Militärdienst ausschließen.

Russland will nun wohl auch kranke Gefangene an der Ukraine-Front einsetzen. (Symbolbild)

Russland will nun wohl auch kranke Gefangene an der Ukraine-Front einsetzen. (Symbolbild) © IMAGO/Konstantin Mihalchevskiy/SNARussland will kranke Häftlinge in die Ukraine schicken: „Kontingent C“

Für die Rekrutierung von Einheiten aus entsprechenden Häftlingen soll ein Sondererlass zur Aufnahme in die russische Armee genehmigt worden sein. Hepatitis-Infizierte werden in dem Dokument demnach als „Kontingent C“ bezeichnet. Bevor die Häftlinge an die Front geschickt werden können, sollen sie in den Kolonien gegen Hepatitis B geimpft werden und sich einer antiviralen Therapie gegen Hepatitis C unterziehen.

Die bittere Einschätzung des ukrainischen Geheimdienstes: „Nach Schätzungen der russischen Führung wird die neue Mobilisierungsentscheidung es ermöglichen, Tausende von Männern an Fleischangriffen im Krieg gegen die Ukraine zu beteiligen.“ Der Vorwurf aus Kiew lautet also, dass Russland die kranken Häftlinge als Kanonenfutter einsetzen wolle. Nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstes soll es knapp 10.000 entsprechende Häftlinge in Gefängnissen geben. Knapp 15 Prozent von diesen sollen bereit sein, freiwillig in den Krieg zu ziehen.

Dem Bericht nach soll Russland bereits vier Angriffskompanien und zwei Reservekompanien aus kranken Häftlingen gebildet haben. Sie sollen in den von Russland besetzten ukrainischen Gebieten Luhansk und Donezk eingesetzt werden. (rist mit afp)