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Das gefährliche Borna-Virus wurde in Deutschland nachgewiesen. Diese Infektion endet oft tödlich und tritt besonders häufig in ländlichen Regionen auf.

Berlin – Anfang November 2023 erkrankte ein Mann aus dem Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen in Mittelfranken an dem seltenen, aber lebensgefährlichen Virus. Auch der Tod eines Kindes im Jahr 2022 in Maitenbeth, Landkreis Mühldorf, wird auf eine BoDV-1-Infektion zurückgeführt. In Deutschland wurden bisher nur wenige Fälle verzeichnet, doch sie konzentrieren sich auffällig stark auf eine Region. Laut Experten des Robert Koch-Instituts (RKI) liegt dies an den speziellen Lebensbedingungen des Virusreservoirs.

Selten, aber extrem gefährlich: Das Borna-Virus und seine Übertragung durch die Feldspitzmaus

Das Borna-Virus ist in Deutschland äußerst selten. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (Stand 2024) gibt es jährlich schätzungsweise 5 bis 10 akute Fälle von BoDV-1-Infektionen, was die Krankheit zu einer der seltensten Infektionen im Land macht. Zum Vergleich: Die Wahrscheinlichkeit, vom Blitz getroffen zu werden, ist weitaus höher – etwa 200 Menschen jährlich. Im Gegensatz dazu verlaufen BoDV-1-Infektionen jedoch besonders schwer und führen in den meisten Fällen binnen weniger Wochen zum Tod. Seit der Entdeckung von BoDV-1 als Infektionsursache beim Menschen im Jahr 2018 verzeichnet das RKI nahezu alle Fälle in ländlichen Regionen Bayerns. Experten gehen jedoch nicht davon aus, dass es künftig zu einem Anstieg der Fallzahlen kommen wird. Dennoch sollte man auf einige Dinge besonders achten.

Eine Spitzmaus zeigt ihre scharfen Zähne.

Besonders Bayern gilt in Deutschland als Kerngebiet des des tödlichen Borna-Virus (BoDV-1). Die Spitzmaus (Crocidura leucodon) gilt als Hauptträger. (Archivbild) © IMAGO / Zoonar

Das Virus wird durch eine bestimmte Tierart verbreitet: Die Feldspitzmaus (Crocidura leucodon). Die kleinen, scheuen Tiere, die nachts aktiv sind und sich von Insekten ernähren, scheiden das Virus über Speichel, Urin und Kot aus. Menschen kommen in der Regel durch indirekten Kontakt, etwa über Ausscheidungen der Spitzmäuse, mit dem Virus in Berührung. Ein direkter Kontakt mit einer infizierten Spitzmaus ist selten und wird als unwahrscheinlich für eine Infektion angesehen.

Die meisten Erkrankungsfälle beschränken sich bisher auf Bayern, aber die Feldspitzmaus ist in ganz Mitteleuropa verbreitet, was bedeutet, dass theoretisch in anderen Gebieten Deutschlands und angrenzenden Ländern ebenfalls Infektionen auftreten könnten. Tatsächlich lassen sich, laut Österreichischer Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), vereinzelte BoDV-1-positive Spitzmäuse auch in Österreich und der Schweiz finden, besonders im Vorarlberg und im Alpenrhein-Gebiet.

Symptome des Borna-Virus: Schnell tödlich und schwer zu erkennen

Eine BoDV-1-Infektion verläuft, laut RKI, bei Menschen dramatisch und führt zu einer schweren Hirnentzündung (Enzephalitis). Die Krankheit beginnt mit unspezifischen Symptomen wie Kopfschmerzen, Fieber und allgemeinem Krankheitsgefühl. Innerhalb kurzer Zeit können jedoch schwere neurologische Störungen auftreten, darunter Verhaltensauffälligkeiten, Sprachstörungen und Gangstörungen.

Betroffene fallen meist innerhalb weniger Wochen ins Koma, und die meisten Infektionen enden tödlich. Eine spezifische Therapie gegen das Virus existiert bislang nicht, und Behandlungsansätze wie die Gabe von Amantadin haben sich nicht als hilfreich erwiesen.

Eine frühe Diagnose ist kaum möglich, da typische Tests zur Früherkennung einer BoDV-1-Infektion nicht existieren. Erst im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit lässt sich das Virus über eine PCR-Analyse im Hirnwasser oder Hirngewebe eindeutig nachweisen. Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg bietet diese Tests als eines der wenigen spezialisierten Labore an.

Schutz vor dem Borna-Virus: So lässt sich das Risiko minimieren

Obwohl eine Ansteckung äußerst selten ist, können in den betroffenen Endemiegebieten Vorsichtsmaßnahmen helfen, das Risiko einer Infektion zu senken. Das RKI empfiehlt, den Kontakt mit Spitzmäusen und deren Ausscheidungen zu vermeiden. Insbesondere in ländlichen Gegenden sollten tote oder lebende Spitzmäuse sowie deren Kot und Urin nicht mit bloßen Händen berührt werden.

Werden tote Spitzmäuse gefunden, sollte beim Entfernen Schutzausrüstung getragen werden, wie etwa Einmalhandschuhe und eine FFP2-Maske, um das Einatmen von virusbeladenem Staub zu verhindern. Flächen, die mit Spitzmausausscheidungen in Berührung gekommen sein könnten, sollten gereinigt und desinfiziert werden.

Laut Experten haben bestimmte Aktivitäten, Haustiere oder Berufe bisher nicht zu einer erhöhten Infektionsgefahr beigetragen. Auch das Halten von Katzen wurde in Studien als risikoarm eingestuft. Da keine Mensch-zu-Mensch-Übertragungen dokumentiert sind, bleibt das Risiko auf Kontakte zu infizierten Spitzmäusen oder deren Ausscheidungen beschränkt. (ls)